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Episodeninhalt

Kritische Versorgung

Titelgrafik zur Episode

Vorherige Episode:
Verdrängung
Nächste Episode:
Eingeschleust
Originaltitel:
"Critical Care"
Regie:
Terry Windell
Story:
Kenneth Biller und Rob Doherty
Drehbuch:
James Kahn
Gaststars:
Jon Kassir als Gar

Dublin James als Tebbis

Gregory Itzin als Dysek

Larry Drake als Chellick

Paul Scherrer als Voje

Christinna Chauncey als Level Blue Nurse

Stephen O'Mahoney als Med Tech

John O'Heir als Husband

John Durbin als Alien Miner

Debi A. Monahan als Adultress

John Franklin als Kipp

Erstausstrahlung in Deutschland:
13.07.2001
Erstausstrahlung in den USA:
01.11.2000

Inhalt

Gar, ein Dralian-Händler, betritt ein überfülltes, fliegendes Sanitätsschiff und sucht Chellick, den Commander. Gar zeigt Chellick den mobilen Emitter des Doktor, den er von der "Voyager" gestohlen hat. Gar hantiert an den Kontrollen des Gerätes und der Doktor erscheint. Dieser fordert aber unverzüglich zurück zum Schiff gebracht zu werden. Plötzlich meldet der Computer, der die Rangfolge aller Patienten an Bord des Schiffes festlegt, dass ein Generator explodiert ist und viele Patienten ankommen werden.

Der Doktor wird Zeuge des Chaos um ihn herum und entscheidet, dass seine einzige Option die ist, den Kranken zu helfen. Chellick, Gar und Voje, ein anderer Doktor, beobachten, wie der Doktor die Patienten behandelt und sind sehr zufrieden mit ihm.

An Bord der "Voyager" wird Harry bei einem Hockey-Spiel auf dem Holodeck verletzt und will den Doktor aufsuchen. Als Tom und Harry sich mit dem Doktor unterhalten, bemerken sie, dass etwas nicht in Ordnung ist. Tom und Harry versammeln sich mit den anderen und wollen den mobilen Emitter des Doktors überprüfen. B'Elanna findet heraus, dass es sich bei dem Doktor nicht um "ihren" Doktor handelt, sondern dass er nur eine Kopie ist.

Neelix fällt ein, dass Gar eine Nacht in der Krankenstation verbrachte und weitgehenden Zugriff auf den Doktor hatte. Janeway gibt daraufhin den Befehl, nach Gar zu suchen, indem sie die Crew nach seiner Ionenspur suchen lässt, um sein Schiff zu verfolgen. Währenddessen ist der Doktor auf der roten Ebene des Sanitätsschiffes und scannt einen jungen Patienten namens Tebbis. Der Doktor findet heraus, dass Tebbis eine tödliche Infektion hat und dass er nicht das richtige Medikament, nämlich Cytoglobin, erhalten hat.

Voje sagt dem Doktor, dass der "B.K."-Level des Patienten nicht hoch genug ist, um dieses Medikament zu bekommen. Als der Doktor sich danach erkundigt, was B.K. heißt, unterbricht Chellick ihn und sagt, dass er das Programm des Doktors von Gar bekommen hat. Chellick sagt außerdem, dass jeder auf dem Schiff den Anweisungen des Commanders folgen muss und dass der Doktor nun seine Dienste auf der blauen Ebene verrichten soll. Dann erklärt ihm Voje, dass die Patienten auf der blauen Ebene die beste Behandlung bekommen, weil ihr B.K.-Level hoch ist.

Der Doktor findet heraus, dass "B.K." für "Behandlungs-Koeffizienz" steht. Danach bewertet der Commander, welcher Patient welche Behandlung bekommt. Das ist abhängig von seiner Bedeutung, seinem Beruf und seiner Fähigkeiten. In der Zwischenzeit wurde die "Voyager"-Crew durch Gars Ionenspur fehlgeleitet. Daraufhin erinnert sich Tuvok, dass Gar mit Iridium handelt und schlägt vor, dass sie den Ort aufsuchen, wo Gar die Substanz beschafft. Sie lokalisieren eine Mine auf einem Asteroiden und nehmen Kontakt mit einem Bewohner auf. Der Mann erzählt ihnen, dass Gar ihm Induktionseinheiten verkauft, die von einem Planeten namens Velos kommen.

Auf dem Sanitätsschiff findet der Doktor den Commander, der allen Patienten auf dem blauen Level Cytoglobin-Injektionen genehmigt. Ein anderer Arzt namens Dysek erzählt ihm, dass die Injektionen die Lebenserwartung der Patienten vergrößern. Der Doktor ist überrascht, weil er weiß, dass Tebbis dieses Medikament benötigt, um gesund zu werden. Der Doktor schleicht zur roten Ebene und versucht Tebbis' "B.K."-Level zu manipulieren, aber der Commander lehnt die Behandlung weiter ab. Dann kehrt der Doktor zur blauen Ebene zurück und nimmt ein Cytoglobin-Gerät einer Krankenschwester, mit dem er dann verschwindet.

Der Doktor kehrt zu Tebbis mit der geschmuggelten Cytoglobin-Spritze zurück und verabreicht es ihm. Später stiehlt der Doktor noch weitere Medikamente von der blauen Ebene, um die Patienten auf der roten Ebene zu behandeln. Währenddessen tritt die "Voyager" in den Orbit des Planeten Velos ein. Sie sprechen mit einem Fremden und finden heraus, dass sich Gar auf Selek IV befindet. Die Crew kann Gars Schiff lokalisieren, sie halten es mit dem Traktorstrahl fest. Nachdem Gar an Bord gebeamt und im Konferenzraum befragt wurde, bietet Neelix ihm etwas zu essen an, was der Gefangene schnell verdrückt.

Plötzlich bekommt Gar starke Bauchkrämpfe. Neelix enthüllt, dass er Gars Essen vergiftet hat und der Doktor ist der einzige, der autorisiert ist, das Gegengift zu verwalten. Somit ist Gar gezwungen, der Crew zu sagen, wo sich der Doktor aufhält. Zurück auf dem Sanitätsschiff findet der Doktor heraus, dass Tebbis auf die weiße Ebene geschickt werde - ins Leichenschauhaus.

Der Doktor ist wütend und konfrontiert Chellick damit, aber Chellick enthüllt seine Kenntnisse über dessen unautorisierte Benutzung der Injektionen und schickt ihn auf die blaue Ebene zurück. Außerdem sagt er, dass er die Holomatrix des Doktors mit dem Hauptcomputer verbunden hat, so dass er jeden der Schritte des Doktors über einen Monitor überwachen kann. Später ertappt Chellick den Doktor auf der roten Ebene, aber der Doktor spritzt Chellick denselben Virus, der Tebbis zugefügt wurde. Der Hauptcomputer identifiziert Chellick als Tebbis und bestreitet, dass Chellick die richtige Medizin gegeben wird.

Der Doktor sagt, dass er Chellick nur helfen wird, wenn die rote Ebene ebenfalls mit den angemessenen Medikamenten versorgt wird. Chellick bittet Dysek um Hilfe, aber der sträubt sich gegen seinen Wunsch. Er folgt den Anweisungen des Hauptcomputers - Anweisungen, die Chellick gegeben hat. Dann schlägt der Doktor vor, dass die Patienten der roten Ebene, auch Chellick, zur blauen Ebene gebracht werden, um die notwendige Hilfe zu erhalten. Chellick stimmt schließlich zu.

Die "Voyager"-Crew entdeckt das Sanitätsschiff und transferiert den Doktor zurück auf die "Voyager". Später fragt der Doktor Seven, ob sie seine ethischen Subroutinen nach irgendwelchen Fehlern oder Änderungen überprüfen kann. Dabei muss er zugeben, dass er absichtlich einen Menschen vergiftet habe. Seven sagt ihm, dass er, leider, "völlig gesund" sei.

Kritik

Größer kann der Qualitätsunterschied zu der vorherigen Episode "Verdrängung" nicht sein. "Kritische Versorgung" setzt den Erfolgstrend der siebenten "Voyager"-Staffel fort und wartet mit einer provokanten und durch und durch brillant inszenierten Geschichte auf.

Deutlicher kann der Seitenhieb auf das katastrophale amerikanische Gesundheitssystem nicht sein. Denn in diesem müssen die Menschen privat die Versicherung bezahlen. Diese beschränken ihre Versicherten auf bestimmte Ärtze, um so die Kosten zu senken. Viele Menschen können sich keine Versicherung leisten und die, die eine Versicherung haben, dürfen nur zu Ärzten gehen, die eine schnelle Untersuchung durchführen und möglichst billige Medikamente verabreichen, da sie andernfalls von der entsprechenden Versicherung ausgeschlossen werden und ihre Patienten verlieren.

Medikamentkosten müssen die Menschen selber tragen, so dass arme Menschen wegen einer astronomischen Arztrechnung in die Schulden geraten und die ganze Familie wegen eines einzigen kranken Mitglieds leiden muss. Je ärmer der Mensch, desto schlechter ist seine Behandlung. Je reicher, desto mehr Möglichkeiten stehen ihm offen.

Viel anders ist die Darstellung in "Kritische Versorgung" nicht. Denn die Episode zeigt uns auf erschreckende Art und Weise, wie eine Gesellschaft die Menschen den Berufen nach in "Klassen" einteilt, für die eine besondere medizinische Versorgung vorgesehen ist. Während vom Beruf höhergestellte Menschen sich kleine Schönheitsoperationen leisten und ihnen dabei Medikamente zur Genüge bereit gestellt werden, müssen Menschen "niedrigeren" Berufs teils um Ihr Leben kämpfen. Die Medikamente werden lieber für Schönheitsoperationen verschwendet als damit Bedürftigen das Leben zu retten.

Das Argument, dies würde zum Vorteil der Gesellschaft sein, ist insofern schwachsinnig, als dass den Ärmeren die Chance verweigert wird, einen höheren Beruf anzunehmen. Es findet also eine Diskriminierung in der Gesellschaft statt, was nicht richtig sein kann. Der Junge in der Episode, welcher gern Arzt werden möchte, hätte einen vorbildlichen Mediziner abgegeben, aber ihm wird dies verweigert, weil dessen aktueller Beruf zu niedrig ist, um eine gute medizinische Versorgung zu bekommen. So muss dieser sterben. Die Gesellschaft ist um einen potentiellen Arzt ärmer.

Hier sieht man also, dass dieses Vorgehen der Gesellschaft eher schadet, da diese auf vorhandene Fachkräfte angewiesen ist und keine Nachwuchskräfte aufweisen kann. Die Gesellschaft hat somit keine Zukunft.

In einer solchen Gesellschaft sterben Menschen, obwohl genügend medizinische Ressourcen vorhanden sind und genau dies ist so erschreckend und bringt den Zuschauer zum Nachdenken.

Das wirklich Faszinierende an dieser Episode ist, dass sie exakt das amerikanische Gesundheitssystem in all seiner Perversität widerspiegelt. Wie bereits erwähnt, schreibt die Versicherung vor, zu welchen Arztpraxen die Versicherten gehen dürfen. In der Episode wird dies durch "Levels" dargestellt. Auf den roten Level beschränkt sind die Menschen mit niedrigen Berufen. In den USA sind die Menschen auf teils erbärmliche ausgestattete und hoffnungslos überfüllte Arztpraxen beschränkt. Dort werden sie, genau wie in der Episode, möglichst schnell behandelt und mit billigen Medikamenten versorgt.

Doch die Realität sieht noch ein wenig trister aus: In den USA bekommen ausländische bzw. schwarzfarbige Bürger grundsätzlich eine schlechtere Behandlung.

Die "blauen Levels" sehen um einiges gemütlicher, sogar luxuriös, aus. Während Menschen sterben, werden Verjüngsprozesse an den Menschen im "blauen Level" vorgenommen, welche die lebenswichtigen Medikamente für sich beanspruchen, die sie aber nicht nötig haben. So viel anders ist es in den USA nicht. In einem solch von Kapitalismus geprägtem Land, verwundert es keinen, wenn Reiche immer reicher und Arme immer ärmer werden, wenn Reiche in Luxus leben und Arme täglich um Ihr Überleben kämpfen und sogar im Gesundheitswesen benachteiligt werden.

Dass da die Politiker sogar behaupten können, USA hätte das beste Gesundheitswesen, zeugt von dem kranken Patriotismus, der besonders in Zeiten von dem Präsidenten Bush immer deutlicher hervorsticht.

Umso erfreulicher ist es, dass die Autoren endlich eine Episode herausbringen, die ohne wenn und aber auf die Realität eingeht, diese den Zuschauer aus einer anderen Perspektive betrachten lässt und ihn das gesamte Schrecken des Systems deutlich macht.

Dass der Bösewicht, Chellick, gleich zu Anfang der Episode als "Bad Guy" zu erkennen ist, was durch sein hässliches Äußeres erzielt wird, stört in dieser Episode nicht, da Chellick praktisch die Politiker verkörpert, die grässliche Reden, Lügen, halten. Auch soll die Figur des Chellick das Gesundheitssystem widerspiegeln, welches genau wie die Figur "hässlich" ist. In diesem Falle wurde also die Figur dazu benutzt, eine Meinung über etwas klar und ohne wenn und aber darzulegen und nicht die Story zum Laufen zu bringen. Daher kann man die Figur des Chellick nicht als "klischeehaft" bezeichnen.

"Star Trek" hat bisher immer Erfolg gehabt, wenn es sich mit brisanten Themen beschäftigt. Mit "Kritische Versorgung" beweist es diesen Erfolg aufs Neue. Keiner anderen Sciencefiction-Serie gelingt es, trotz der anderen Perspektive einen so deutlichen Bezug zur Gegenwart aufzubauen und genau dies ist das, was "Star Trek" auszeichnet, insofern ist "Kritische Versorgung" "Star Trek" at it's best.

Ein Geniestreich und äußerst provokant ist das Ende. Denn dort wird der Verantwortliche mit seinen eigenen Waffen geschlagen. Er bekommt das System aus eigener Hand zu spüren - als jemand, der sich auf der untersten Ebene der Gesellschaft befindet. Spätestens hier wird die starke Message der Episode klar. Solange man reich ist und vom System bevorzugt wird, sieht man nicht das Elend "unten". Die Politiker sehen nicht ein, warum sie die Gesetze ändern sollen, weil sie nicht die dunklen Seiten dieser zu spüren bekommen haben. Doch täten sie es, würden sie einsehen, wie unsinnig diese Gesetze sind und wie schwer sie den Mitbürgern das Leben machen.

Der Doktor macht sich am Ende Vorwürfe, da er ein Individuum vergiftet hat, nur um ihm zu drohen und zu zeigen, dass dieses falsch liegt. Doch dies war notwendig, da dieses andernfalls nie zur Einsicht gelangt wäre. Ferner hat ihn der Doktor nur vergiftet, was nicht seinen Tod zur Folge hat. Den Tod mussten viele andere Individuen aber hinnehmen, da diese, vom System aufs Äußerste vernachlässigt, keine Chance auf ein Überleben hatten.

Die Episode macht deutlich, dass jedes einzelne Individuum zählt, und nicht nach Beruf oder Aussehen beurteilt werden darf. Als Mediziner gilt es, das Leben zu retten und nicht dieses zu bewerten. Der Charakter eines Menschen ist viel wichtiger als das Materielle, das er besitzt. Für die Gesellschaft sind alle Menschen wichtig, alle tragen zum Wohl dieser mehr oder weniger bei. Die Gesellschaft auf eine Gruppe auszurichten würde früher oder später zum Ruin führen, da ihr ein Ausgleich fehlt.

Das Erschreckende ist, dass alles erstaunlich plausibel ist, aber wir dennoch ein System bei uns vorfinden, welches eben nicht dieser Plausibilität folgt. Der Zuschauer weiß von Anfang an, dass ein Gesundheitssystem, wie es in "Kritischer Versorgung" dargestellt wird, falsch und pervers ist. Umso erstaunter blickt er, als er die Parallelen zu einem Gesundheitswesen unserer Gegenwart entdeckt und sich wundert, warum dieses für selbstverständlich hingenommen wird.

Episoden wie "Kritische Versorgung" können gar nicht oft genug vorkommen, vor allem nicht mit solch brillanten und durch und durch überzeugenden Darstellern. Robert Picardo erweist sich einmal mehr als eine der tragenden Säulen von "Star Trek: Voyager". Seine Darstellung ist mitreißend. Er bringt Ordnung in das Chaos und leitet die Episode von Anfang bis Ende. Zu erwähnen sind noch die Nebendarsteller, die ebenfalls hervorragend waren und prima mit Robert Picardo agieren können. Das Zusammenspiel ist jedesmal rasant inszeniert und niemals langweilig.

Es ist bemerkenswert, dass die Autoren eine große Stärke der Serie in der siebenten Staffel weiter ausbauen: Humor. Die Szene, in der Janeway Tuvok als ihren Mann bezeichnet, ist so komisch dargestellt, dass sie für einen großen Lacher sorgt. Überhaupt ist eine fortlaufende Entwicklung im Charakter von Janeway erkennbar. Sie nimmt die Dinge viel leichter und mit viel Humor. Das macht den Charakter noch ein wenig sympathischer. Aber diese kleine Wandlung setzt nicht plötzlich ein, sondern wurde bereits in der 5. Staffel eingeleitet. Sie ist deshalb sehr gut nachvollziehbar, weil der Zuschauer nur zu gut Janeway verstehen kann, die in all den Jahren voller Abenteuer nun den Dingen ein bisschen entspannter ins Gesicht blickt.

Die Specialeffects können einmal mehr begeistern. Die außerirdische Welt mit dem schwebenden Schiff ist prächtig gelungen. Hier zeichnet sich einmal mehr das hohe Produktions-Niveau der Serie ab.

Fazit

"Kritische Versorgung" ist eine sehr provokante "Star Trek"-Episode. Sie greift ein aktuelles Problem auf, analysiert dieses und regt den Zuschauer zum Nachdenken an. Solche Episoden haben in "Star Trek" eine lange Tradition, mit "Kritische Versorgung" wird diese nun würdig fortgesetzt. Die herausragende Schauspielleistung trägt ebenfalls zum Erfolg der Episode bei.

Note: 1+

Inhalt von Alexander Dennebaum (ad), Kritik von Shen Li (sl); aktualisiert am 17.08.2004