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Buchrezension

03. Märtyrer

Titelgrafik zum Buch

Verlag:
Heyne-Verlag
ISBN:
3-453-18775-X
Seitenanzahl:
313
Preis:
7,95 Euro

Inhalt

Nach dem äußerst seltsamen Vorfall mit dem Großen Vogel der Galaxis im letzten Band, besucht die "Excalibur" dieses Mal den Planeten Zondar, auf dem sich zwei Völker seit Jahrhunderten bekriegen. Das einzige, was die Eenza und die Unglza in Frieden vereinen könnte, wäre die Ankunft ihres Messias Xant. Den "großen Feuervogel" halten die Bewohner Zondars für das Zeichen, dass Captain Calhoun dieser Erlöser ist. Calhoun will davon eigentlich nichts wissen - nutzt die Situation aber geschickt für Friedensverhandlungen, um die sinnlosen Streitigkeiten zwischen den beiden Stämmen endlich beizulegen. Doch dabei gerät er selbst in Schwierigkeiten - denn nicht alle begrüßen Xants Ankunft...

Die Vulkanierin Selar hat währenddessen ein "intimeres" Problem: Sie durchlebt das Pon Farr und verspürt den Wunsch, ein Kind zu zeugen. Als Vater hat sie ausgerechnet Calhoun erwählt.

Kritik

Um ehrlich zu sein, hat mich "Märtyrer" etwas verwirrt. Was will Peter David uns Lesern eigentlich sagen? Zugegeben, die Idee eines Glaubens, der darin besteht, einfach das Gegenteil von allem zu tun, was ihr Gott & Messias tun würde, ist schon interessant. Die Anhänger des Xantismus glauben, die Göttlichkeit von Xant sowieso nie erreichen zu können und halten es auch für töricht, es nur zu versuchen, deshalb tun sie das Gegenteil und warten darauf, dass Xant zurückkehrt, um alles zum Guten zu wenden. Ist das eine Art Religionskritik? Vielleicht, vielleicht aber auch nicht.

Das größte "Verbrechen" begeht David in diesem Roman aber mit dem - völlig verantwortungslosen - Handeln Calhouns. Ich habe Captain Calhoun zu Beginn als Mischung aus "James Bond" und dem klassischen John Wayne beschrieben, und ihn dann später mit Ransom ("Voyager"-Episode Nr. 120&121: "Equinox") verglichen - seine Crew und sein Schiff sind ihm wichtiger als die Prinzipien der Föderation. Und dieses Mal geht er eindeutig zu weit. Er behauptet zwar selbst nie der Messias zu sein, nimmt die Rolle aber an, um dem Planeten Frieden zu bringen - schon über die moralische Vertretbarkeit dieser Aktion lässt sich streiten. Sein Verhalten erinnert zu sehr an Kirk. "Ich ermögliche einer Zivilisation den Versuch, in Freiheit zu leben", argumentiert er etwas schwach. Was man wohl im Starfleet-Hauptquartier dazu sagen würde? Natürlich mag es Leser geben, die das keineswegs stört. Manch anderer aber, der meine Meinung teilt, wird sich Seite um Seite über Calhouns Verhalten ärgern - Ansichtssache. Trotzdem glaube ich, dass niemand Calhoun als einen zweiten Kirk sehen will. Ich gehe sogar so weit zu sagen, dass (in unserer heutigen Zeit) niemand mehr überhaupt irgendeinen Kirk als Helden sehen will.

Auf der anderen Seite kommt in "Märtyrer" wieder eine der Stärken der "Die neue Grenze"-Reihe zum Zuge: die persönlichen Beziehungen zwischen den Charakteren. Calhoun und seine ehemalige Verlobte Eppy, Selar, die Calhoun bittet, mit ihr Sex zu haben, insgeheim aber auf den zweigeschlechtlichen Burgoyne steht, und so weiter...

Peter David bricht einige "Star Trek"-Tabus (Ob er Burgoyne wohl nur erfunden hat, weil er sich nicht getraut hat, ein homosexuelles Paar einzuführen...? Ich warte immer noch auf das erste lesbische Pärchen an Bord der "Excalibur"!) und so ist der Handlungsstrang, der sich um die persönlichen Probleme der Crew-Mitglieder dreht, spannender als der Rest der Geschichte. Einerseits wirft das ein schlechtes Licht auf "Märtyrer" als Roman, andererseits muss man Peter David aber lassen, dass er die "Die neue Grenze"-Reihe an sich und besonders ihre Charaktere etc. sehr detailliert erdacht und entworfen hat. Das gab bisher für jeden "Die neue Grenze"-Roman einen Pluspunkt und in diesem Fall kann man "Märtyrer" schlussendlich getrost mit dem Stempel "mittelmäßig, Geschmackssache, aber auf jeden Fall unterhaltsam" versehen.

Artikel geschrieben von Daniel Derix (dd); aktualisiert am 15.12.2006