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Buchrezension

Das Böse

Titelgrafik zum Buch

Verlag:
Heyne
ISBN:
3-453-15669-2
Seitenanzahl:
282
Preis:
7,95 Euro

Inhalt

Chaos auf "Deep Space Nine": Nicht nur, dass die politische Situation auf Bajor sehr bedenklich ist - auf der Raumstation bekommt es Sicherheitschef Odo auch noch mit einer Serie von besonders gewalttätigen Morden zu tun.

Nach dem Verschwinden von Kai Opaka wollen einige Parteien die entstandene Unruhe, Unsicherheit und Orientierungslosigkeit des bajoranischen Volks ausnutzen um an die Macht zu kommen. Besonders die sogenannte Separationsfront, die die Isolation Bajors von der Föderation und ihren Mitgliedern zum Ziel hat, findet plötzlich Zuspruch: Viele Bajoraner haben keine Lust, sich nach der Versklavung durch die Cardassianer wieder einer anderen "Macht" zu unterwerfen und fühlen sich außerdem von der Föderation betrogen, die kaum eine ihrer Versprechungen wahr gemacht hat.

Bald findet Odo heraus, dass die Morde auf DS9 mit einer verbotenen Holo-Technik zutun haben, mit der einige Holo-Kammern der Station manipuliert wurden. Bei dieser sogenannten KI-Technik wirken die Simulationen direkt auf die Nervenzellen im Gehirn des Benutzers - und legen damit unweigerlich die Abgründe seiner Seele frei.

Es kommt noch schlimmer: Die Separationsfront gelangt auf Bajor an die Macht und ernennt ausgerechnet den geheimnisvollen Mann zum Wirtschaftsminister, der die verbotenen Module in die Holokammern auf DS9 eingebaut hat und damit die Mordserie auslöste - und dieser hat mit Bajor seine eigenen, größenwahnsinnigen Pläne.

Kritik

Sollten Sie als unschuldiger Leser von "Star Trek"-Büchern eines Tages in eine Bücherhandlung spazieren und dort "Das Böse" von K.W. Jeter aus dem Regal nehmen um den Klappentext zu lesen, dann passen Sie auf, dass Sie nicht ein Opfer der heyne'schen Klappentext-Krankheit werden... ob der Autor dieser scheinbaren Inhaltsangabe vorher für die Bild-Zeitung arbeitete, konnte ich leider nicht herausfinden, aber die reißerische Tendenz sagt alles. Kurz gesagt: Bitte lassen Sie sich nicht allzusehr vom Klappentext beeinflussen. Kaufen können Sie das Buch natürlich trotzdem - der Klappentext ist nämlich einer der wenigen Kritikpunkte.

Die Stärke dieses Romans liegt vor allem in dem Bösewicht der Geschichte: McHogue. Der Autor K.W. Jeter, der uns mit "Das Böse" seinen zweiten "Star Trek"-Roman präsentiert, hat mit dieser Figur einen sehr interessanten Antagonisten geschaffen, der mit ein Grund dafür ist, dass man als Leser das Buch gar nicht erst aus der Hand legen will.

Die verschiedenen Entwicklungen am Anfang der Geschichte - also die politische Situation auf Bajor und die Mordserie auf DS9 - werden zu einem einzigen Handlungsstrang verbunden, und zwar durch McHogue. Durch seinen (Größen-)Wahnsinn und die Bedrohung, die er darstellt, steigert sich die Spannung bis zu ihrem Höhepunkt am Ende.

Natürlich haben wir alle schon unzählige "Star Trek"-Folgen gesehen, welche die Holo-Technik und ihre Auswirkungen behandelten - ausgeschöpft ist das Thema deswegen noch lange nicht (wie dieser Roman beweist). Und die Wirkungen der KI-Technik sind faszinierend... und erschreckend! Jake fühlt sich von seinem Vater vernachlässigt. Seine unterbewusste Wut auf Benjamin Sisko wird in der manipulierten Holokammern durch die KI-Technik so umgesetzt, dass er (in dieser Simulation) seinen eigenen Vater umbringt!

Einen Kritikpunkt gibt es aber noch: Gegen Ende wird die Geschichte leider etwas unrealistisch - die von McHogue gebaute Stadt Moagitty, die voller KI-Technik steckt, wird plötzlich zu einem riesigen "schwarzen Loch", also gewissermaßen zu einer Inkarnation alles Bösen; Jeter scheint sich zu bemühen, mit McHogues Bösartigkeit den Teufel höchstpersönlich übertreffen zu wollen, der die Seelen seiner Opfer gefangenhält... Das ist meiner Meinung nach dann doch ETWAS übertrieben - jedoch sollten Sie sich das (garantierte) Lesevergnügen davon nicht verderben lassen - gute Geschichten sind eben doch nur Geschichten... und wo kämen wir hin, wenn wir an Sciencefiction (oder an jegliche Art von Literatur überhaupt) den Anspruch stellten, völlig realistisch zu sein? (Genau: in ein Universum ohne "Star Trek".)

Artikel geschrieben von Katrin Räuber (kr); aktualisiert am 06.11.2004