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Buchrezension

Die Asche von Eden

Titelgrafik zum Buch

Verlag:
Heyne-Verlag
ISBN:
3-453-16171-8
Seitenanzahl:
392
Preis:
7,95 Euro

Inhalt

Lange nach Beendigung der Fünfjahres-Mission der "Enterprise" wird ihre Crew - besonders Captain Kirk - in eine Verschwörung innerhalb Starfleets verwickelt. Während Chekov und Uhura beim Geheimdienst der Föderation als Agenten unterwegs sind, hat Spock sich bereits entschieden, seinen Abschied zu nehmen und nach dem Vorbild seines Vaters Sarek für das diplomatische Korps Vulcans zu arbeiten. Als Androvar Drake zum Oberbefehlshaber von Starfleet ernannt wird, steht auch Kirks Entschluss fest: Er verlässt die Sternenflotte.

Außerdem lernt er eine geheimnisvolle Frau namens Teilani kennen, die ihn um Hilfe bittet - er soll ihren Planeten "beschützen". Trotz dem Rat seiner Freunde sich nicht auf dieses Unterfangen einzulassen, sagt Kirk zu. Und als er sich plötzlich auf der Brücke seines alten Schiffes, der "Enterprise" - die Teilani als ziviles Schiff gekauft hat -, wiederfindet, ist er sich sicher, das richtige zu tun.

Zeitgleich sind Uhura und Chekov einer Verschwörung innerhalb Starfleets auf der Spur. Als sie zusammen mit Sulu, Spock und McCoy von Kirks Erzfeind, Admiral Drake - Oberbefehlshaber der Flotte, für eine ganz spezielle Mission rekrutiert werden, steht niemand anders als Captain James T. Kirk im Verdacht, einer der Hauptverantwortlichen dieser Konspiration zu sein. Sie sind also gezwungen, gegen ihren eigenen ehemaligen Captain zu ermitteln.
Doch nicht nur seine Rolle in der ganzen Geschichte ist ein Rätsel: Welche Pläne hat Drake? Ist er womöglich Teil dieser Verschwörung oder wird er nur von den Verschwörern benutzt? Und welches Geheimnis verbirgt Teilanis mysteriöser Planet?

Kritik

Auch wenn ich kein Fan der "Classic"-Serie bin, habe ich mich mit den Büchern dieser Reihe meist anfreunden können, denn der gealterte Kirk ist tatsächlich richtig sympathisch und nicht mehr der draufgängerische "Held" von früher. Auch das Wiedersehen mit Uhura und Chekov - der sich gleich einer wunderbaren Schlägerei mit Sulu liefert - macht Freude, ganz zu schweigen von Spock, McCoy und später Scotty.

Doch das oben beschriebene alte Image Kirks als chauvinistischer Weiberheld und "Haudegen" wird bald wieder zum Leben erweckt: Kirk trifft Teilani - ...und wieder eine Affäre...

An dieser Stelle hätte ich persönlich das Buch am liebsten gleich wieder zugeklappt: Kirks Romanzen gehen (wahrscheinlich nicht nur mir) auf die Nerven. Hin und wieder fragt man sich als Leser doch, wann er endlich erwachsen wird. Er verhält sich in dieser Situation einfach nur unheimlich dumm - ein "Akt der Verzweiflung", wie Spock sagt. Denn der Vulkanier und McCoy erkennen deutlich, dass Jim Kirk mitten in einer "Midlife Crisis" steckt. Nicht nur das - sie versuchen, ihm klar zu machen, dass Teilani ihn benutzt.

Die daraus entstehende Diskussion zwischen den drei Freunden ist eine der lesenswertesten Szenen des Romans (Pille zu Kirk: "Dein Hormonniveau würde wahrscheinlich meinen Tricorder kurzschließen."). Aber James T. Kirk, der unheimliche Angst davor hat, einfach alt zu werden und zu sterben, nicht als "Raumschiff-Captain" sondern als einfacher Zivilist, hört nicht auf sie. Was hätte man auch anderes erwartet?

Dieser Einblick in Kirks Seele ist interessant und nicht unwesentlicher Bestandteil der Story, er stellt Kirk jedoch tatsächlich als fast zu "menschlichen" "Trottel" (Zitat McCoy) dar - jedenfalls empfand ich das so. Dieser eingebaute Entwicklungsplot verleiht dem Roman jedoch mehr Tiefe und zeigt uns am Ende einen (hoffentlich) reiferen Kirk, der zugibt, dass sich "Raumschiff-Captains" immer für unbesiegbar halten. Warum? "Weil es ihr Job ist."

Nachdem ich angeregt durch das Buch "Gefährliche Planetengirls - Frauen auf der Enterprise" einen Artikel über Frauenfeindlichkeit in der "Classic"-Serie geschrieben habe, muss ich sagen, dass James Kirks Rolle sich dies betreffend trotz seines Alters kaum geändert hat. Ein Beispiel hierfür ist folgendes Zitat aus der Szene, als er und Teilani sich zum ersten Mal richtig nahe kommen. Es zeigt deutlich, was im Bezug auf das andere Geschlecht wohl immer noch in Kirks Kopf vorgeht: "Teilani war eine Frau und gleichzeitig alle Frauen."

Und übrigens, zuhause auf der Erde hat er immer noch Carol Marcus, mit der er zusammen einen Sohn hatte, der ihn nicht einmal wirklich kannte... Es hat mich ehrlich gesagt geärgert, dass ausgerechnet ein Mann wie Kirk zum Helden erkoren wird. Natürlich könnte man sagen, es geschähe ihm ganz recht, von Teilani nur ausgenutzt worden zu sein.

Doch gerade das zeigt Kirk doch nur als ein Opfer der Verführungskünste einer Frau, ein Opfer seiner eigenen Schwächen... Dass außer der immer noch völlig profillosen und flachen Uhura keine starke Frau auf der Seite der "Guten" vorkommt, sei nur am Rande erwähnt.

Die Idee mit einem Planeten, der ewige Jugend verspricht und einem Captain, der sich dort in eine Frau verliebt und eben diesen Planeten gleichzeitig davor schützen soll, ausgebeutet zu werden, mag dem Leser aus einem gewissen Kinofilm bekannt vorkommen. Zum Glück jedoch nur einige Seiten lang - denn hinter Chals Geheimnis steckt eine ganz andere Wahrheit, und so hat "Die Asche von Eden" am Ende wenig mit "Der Aufstand" gemeinsam.

Dass man im Epilog dem toten Kirk immer noch ein Hintertürchen auflassen muss, um wieder aufzutauchen, verwundert kaum. Es lässt eben nur langsam an der Glaubwürdigkeit dieser "unendlichen Geschichte" zweifeln und die Frage stellen: Wird es "Star Trek" je ohne Kirk geben?

Fazit:

Das Buch ist spannend und fesselnd, außerdem gut geschrieben - auch wenn sich dafür Judith und Garfield Reeves-Stevens verantwortlich zeichnen und wohl kaum William Shatner. Sowohl Story als auch Dialoge sind gut erdacht und umgesetzt und bis auf den fragwürdigen Potagonisten Kirk gibt es keine erwähnenswerten Kritikpunkte. Der Showdown ist zwar typisch, aber trotzdem nicht langweilig.
Auch wenn mit diesem Roman das Rad nicht neu erfunden wurde und die Story sicher nicht gerade vor Einfallsreichtum strotzt, ist er doch lesenswert und 14,90 DM oder einen Gang zur Bücherei wert.

Artikel geschrieben von Katrin Räuber (kr); aktualisiert am 06.11.2004