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Inhalt

Pearl Harbor

Titelgrafik zum Film

Originaltitel:
Pearl Harbor
Regie:
Michael Bay
Darsteller:
Ben Affleck

Kate Beckinsale

Josh Hartnett

Alec Baldwin

Dan Aykroyd

Cuba Gooding Jr.

Tom Sizemore

Land:
USA
Spielzeit:
160 Minuten
Jahr:
2001

Bilderstrecke:

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Inhalt

Rafe McCawle (Ben Affleck) und Danny Walker (Josh Hartnett) sind Freunde, soweit sich sich zurückerinnern können. Beide haben seit der Kindheit an dieselbe Leidenschaft: das Fliegen. In der U.S. Army avancierten beide schnell zu Top-Piloten, bis eines Tages sich ihre Wege trennen.

Rafe bekommt das Angebot, in der "Eagle Squadron" mitzufliegen, welche eine Gruppe ist, die auf der Seite der Engländer gegen das Nazi-Deutschland kämpft. Es nimmt das Angebot an.

Rafe stürzt jedoch mit seinem Flieger ab und wird für tot erklärt. Diese Nachricht schockiert seine Geliebte Evelyn (Kate Beckinsale) sehr, die Trost bei Danny findet und sich in ihn verliebt.

Beide werden nach "Pearl Harbor" vesetzt, wo auch Rafe wieder auftaucht. Dieser konnte sich nach dem Absturz retten und wurde von einem französischen Fischer aus dem Wasser gezogen.

Alle drei befinden sich nun in einer schwierigen Situation und da ist auch noch der unerwartete Angriff der Japaner auf "Pearl Harbor"

Kritik

Der teuerste Film aller Zeiten hat viel vor: den Einnahmenrekord von "Titanic" zu brechen. Dass dieser Film "Pearl Harbor" als Vorbild diente, ist offensichtlich. Neben fulminanten Katastrophenszenen, soll eine rührende Liebesgeschichte um die Gunst der weiblichen Zuschauer kämpfen und die Actionszenen erheblich dramatischer gestalten.

Dies funktionierte bei "Titanic" hervorragend, doch wie sieht es bei "Pearl Harbor" aus?

Mit rund 60 Millionen US-Dollar startete "Disney" die wohl größte Marketing-Kampagne der Filmgeschichte. Allein für die Premieren-Party auf Hawaii wurden 5 Millionen US-Dollar verschwendet. Jedoch wurde der Film bereits im Vorfeld von vielen Kritikern verrissen und als Flop dargestellt. Diese Situation erinnert sehr an "Titanic", welcher als "Standarddrama" und "Teuerster Flop der Filmgeschichte" abgetan wurde und es allein die Zuschauer waren, die diesen Film zum erfolgreichsten aller Zeiten machten.

Doch gab es auch sehr positive Kritiken zu "Titanic", die weitaus gerechtfertigter waren. Der Film enthält eine der intensivsten und am einfühlsamsten geschriebenen Liebesgeschichten, die mit solch einer Frische daherkommt, dass diese zu keinem Zeitpunkt kitschig wird.

Bei "Titanic" spielt Action eine untergeordnete Rolle, stets liegt der Focus bei der Liebesgeschichte, welche sich als roten Faden durch den ganzen Film zieht. Der Zuschauer wird bei der Katastrophe nicht allein gelassen, er hat Personen, zu denen er vorher eine Beziehung aufgebaut hat und fesselt mit ihnen mit. In all dieser Action wird niemals der menschliche Aspekt außer Acht gelassen. Bei einer derartig schnell ablaufenden und gewaltigen Katastrophe ist es von äußerster Wichtigkeit, dass die Emotionen gut herüberkommen. Diese konnten durch viele, langsamer ablaufenden Bilder ihre volle Dramatik entfalten. Alles zusammen sorgt für Action, die niemals belanglos daherkommt, sondern den Zuschauer berührt und ihn zum Nachdenken anregt.

Insoweit unterscheidet sich "Titanic" von allen anderen Katastrophenfilmen und hat den Status des erfolgreichsten Filmes aller Zeiten sich redlich verdient.

Wie sieht es aber mit "Pearl Harbor" aus?

Bei "Titanic" können die Specialeffects mehr als überzeugen. Diese sind so brillant und die Massenszenen so herausragend gelungen, dass es zu dem Zeitpunkt fragwürdig war, ob ein anderer Film diese noch zu übertreffen vermag. Was einem jedoch leibhaftig in Erinnerung bleibt, sind nicht die Actionsequenzen, sondern einzig und allein die intensive Liebesgeschichte.

Einer der größten Pluspunkte von "Titanic" ist auch die Musikuntermalung. Diese kommt mit einfachem Gesang und simpler Melodie daher, die aber so prägnant und so traumhaft ist, dass der Zuschauer am liebsten mitsingen möchte. Alle Melodien im Film sind sich sehr ähnlich und zum Zeitalter der Geschichte passend. Die Melodien geben den dramatischen Szenen den letzten Schliff. Niemals zuvor hat sich der Zuschauer dermaßen in eine andere Zeit versetzt gefühlt.

Doch wie sieht es bei "Pearl Harbor" aus?

Nun, "Pearl Harbor" kommt nicht einmal im Ansatz an das Meisterwerk "Titanic" ran. Die Massenszenen und Specialeffects sind, zugegeben, herausragend und sind die wohl aufwändigsten der Filmgeschichte. Hier folgt eine Explosion nach der anderen und die Szenen sind so realitisch inszeniert, dass der Zuschauer schon hin und wieder die Stirn runzelt und sich fragt, wie die Macher dies zustande gebracht haben. Aber fulminante Action ist bei einem dermaßen hohen Budget auch zu erwarten gewesen.

Action - das ist der größte Pluspunkt, den "Pearl Harbor" verzeichnen kann.

Das Problem an diesem unausgereiften Werk ist, dass sich der Film einfach nicht entscheiden kann zwischen Liebesgeschichte und harter Action. Die Liebesgeschichte kränkelt vor sich hin und wirkt dermaßen aufgesetzt und kitschig, und bedient sich dermaßen aus der Klischee-Kiste, dass sie letzten Endes nur lächerlich ist und den Film zu keinem Zeitpunkt den nötigen Tiefgang, den er bitter benötigt, verleihen kann.

Die Liebesgeschichte handelt von einer Dreiecksbeziehung, mit der sich der Zuschauer einfach nicht anfreunden kann. Hier wäre etwas Vertrauteres sicherlich angebrachter und hätte die Identifikation mit den Charakteren erheblich vereinfacht.

Die Liebesgeschichte bietet keinen großen Konflikt und keine Frische, wie sie bei "Titanic" vorhanden ist. Sie ist Standardware und bei weitem nicht so intensiv und einfühlsam geschrieben wie die von "Titanic". Was bei "Pearl Harbor" zu Anfang noch vielversprechend aussieht, da die Liebesgeschichte voller Witz und Charme dem Zuschauer vorgestellt wird, endet in eine Katastrophe, als die Dreiecksbeziehung eingeführt wird. In "Pearl Harbor" werden die Charaktere hiermit unnötig verfremdet.

Bei einem Katastrophenfilm ist die Katastrophe immer das Highlight. Bei "Titanic" ist dies anders. Hier gibt es bewegende Momente, die dafür sorgen, dass die bevorstehende Katastrophe völlig ins Hinterlicht gerät.

Bei "Pearl Harbor" hingegen, freut man sich auf die Katastrophe. Denn während die Liebesgeschichte vor sich her kränkelt, ist dies die einzige wahre Abwechslung.

Die Actionszenen erreichen niemals den Dramatik-Level von "Titanic". Eine Fokussierung auf bestimmte Charaktere, die zuvor hätten eingeführt werden können und zu denen der Zuschauer eine Beziehung augebaut hätte, fehlt völlig. Dadurch wirken die meisten Menschen, welche in der Katastrophe zu überleben versuchen, seltsam fremd und ihr Tod geht am Zuschauer spurlos vorbei.

Langsamere Momente, in denen die Emotionen sich entfalten können, gibt es so gut wie keine, von denkwürdigen ganz zu schweigen.

Nervtönend ist auch die Musikuntermalung, die so unpassend und so ungeschickt zum Einsatz kommt, dass sie die ohnehin nicht vorhandene Dramatik nur noch ins Lächerliche zieht.

Bei "Titanic" wird der rote Faden - die Liebesgeschichte - niemals außer Acht gelassen. Hier agieren die Hauptdarsteller in Hochform und die Beziehung zum Zuschauer wird dadurch verstärkt. Man sieht viele zuvor eingeführten Charaktere, die nun um ihr eigenes Überleben kämpfen müssen. Der Zuschauer kennt diese bereits, hat eine kleine Beziehung zu ihnen aufgebaut und fesselt entsprechend mit ihnen mit. Und durch viele kleinen denkwürdigen Einzelmomente wirken die Actionszenen nie zuvor so emotionsgeladen und dramatisch wie bei "Titanic".

"Pearl Harbor" allerdings setzt gänzlich auf gigantische Explosionen und meterhohe Rauchwolken. Der Zuschauer sieht, wie ein Mensch nach dem anderen stirbt, die Fokussierung auf die Liebesgeschichte und ihre Hauptdarsteller geht gänzlich verloren. Es gibt keine Emotionen und keine erinnerungswürdigen Einzelmomente, alles steht im Zeichen von Bomben und Feuer. Dies alles hat zur Konsequenz, dass die Actioneinlagen so schnell vergessen sind wie die Liebesgeschichte ad absurdum geführt wurde.

Nicht unwesentlich am Scheitern der Dramatik beteiligt ist auch der typisch amerikanische Einwegs-Patriotismus. Zwar ist dieser in "Pearl Harbor" noch längst nicht in der Menge vorhanden, wie sie in "Der Patriot" zu finden ist, doch die Menge, die der Zuschauer bekommt, ist bereits zu hoch.

Die Japaner werden als die Bösen hingestempelt. Nicht nur, dass deren Dialoge viel härter klingen, auch wirken die Bilder, in denen Japaner auftauchen, kalt und böse, was durch einen leichten Blauton erzielt wird. Die Musik kommt in diesen Momenten ebenfalls sehr düster daher. Ein geschickter Schachzug seitens der Macher also, die Japaner indirekt ins böse Licht zu rücken. Geschickt deshalb, weil dies aus dem Drehbuch nicht ersichtlich ist, welches von den Japanern angeblich abgesegnet wurde.

Sätze wie "Ein Genie ist man, wenn man den Krieg vermeiden kann" seitens der Japaner helfen da auch nicht, da diese zu rar verteilt sind. Die Japaner sind zweifelsohne die Bösewichte des Filmes, schon aus dem Grunde, dass die Provokation des Angriffs nur angeschnitten wird und der Angriff auf "Pearl Harbor" daher sinnlos erscheint. Der Gipfel des Patriotismus ist dann das Ende, welches in einem Monolog die Geschehnisse zusammenfasst. Dieser ist vor lauter Patriotismus fast unerträglich, da in diesem nicht eingesehen wird, dass beide Parteien im Unrecht sind, sondern einmal mehr die Amerikaner ins positive Rampenlicht gerückt werden.

Viel zu gern hätte der Zuschauer erfahren, was die Japaner zu dieser Tat getrieben hat und nicht, was der Angriff auf "Pearl Harbor" für eine Schande für Amerika war.

Überhaupt wird der geschichtliche Aspekt so in den Hintergrund gerückt, dass der Titel "Pearl Harbor" nicht mehr gerechtfertigt ist. Wo bei "Titanic" das Liebespaar nur eines von vielen ist und die Liebesgeschichte so fortgeführt wird, dass diese die tatsächlichen geschichtlichen Geschehnisse nicht verändert, werden unsere fiktiven Helden in "Pearl Harbor" plötzlich ein Teil der wahren Geschichte. Dies zeigt, dass die Macher es nicht geschafft haben, die Darsteller auf andere Weise spektakulär ins Bild zu setzen und zeugen damit von ihrer Einfallslosigkeit. Hier wird die Story um die Action gestrickt. Von der Tiefe eines "Titanic" ist "Pearl Harbor" Seemeilen entfernt.

Von der Schauspielerseite her gibt es nichts zu meckern. Die 3 Schauspieler spielen hervorragend ihre Rollen. Ben Affleck liefert hier ein Glanzstück ab und spielt einfach fabelhaft seine Rolle. Dass diese Rolle sein ganzes Geschick abverlangt, stört ihn wenig, er bringt Emotionen wie Hass, Trauer und Liebe so überzeugend herüber, als wäre Rafe McCawley seine zweite Persönlichkeit.

Dasselbe gilt auch für die bezaubernde Kate Beckinsale, die die Rolle der Evelyn mit viel Hingabe spielt. Von dieser Schauspielerin werden wir hoffentlich in Zukunft etwas mehr sehen.

Auch Josh Hartnett, der den Danny Walker spielt, kann durchwegs überzeugen.

Fazit

Letzten Endes ist "Pearl Harbor" an der Liebesgeschichte gescheitert, welche das wichtigste Element bilden sollte. Aber diese ist so unglücklich geschrieben und so seelenlos umgesetzt, dass die Actionhälfte schnell Überhand ergreift. Je mehr sich der Film dem Ende nähert, desto einfallsloser und patriotischer wird er. Dem Zuschauer bleibt schließlich nur der großartig in Szene gesetzte Angriff auf "Pearl Harbor" im Gedächtnis haften, welche allerdings von allen Emotionen und denkwürdigen Augenblicken befreit, sich schnell wieder verflüchtigen dürfte.

Die Macher verstehen eine Menge von Action, das haben sie in "Armageddon" zur Genüge bewiesen. Doch sobald Emotionen, allen voran Liebe, ins Spiel kommt, scheitern diese erbärmlich. Die Liebesgeschichte wird zum Ende hin immer lächerlicher und hält den Zuschauer unnötig auf Distanz.

Letzten Endes auch ist der Film "Pearl Harbor" unter "Popcorn-Kino" einzuordnen und schafft es, den Zuschauer 3 volle Stunden lang zu unterhalten, was durchaus eine Leistung ist. Doch zu schwer überwiegen die negativen Aspekte, die den Zuschauer sehr unbefriedigt aus dem Kinosaal entlassen.

Note: 4+

Artikel geschrieben von Shen Li (sl); aktualisiert am 03.11.2004