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Inhalt

A.I. - Künstliche Intelligenz

Titelgrafik zum Film

Originaltitel:
A.I. - Artificial Intelligence
Regie:
Steven Spielberg
Darsteller:
Haley Joel Osment

Jude Law

Frances O'Connor

Sam Robards

William Hurt

Land:
USA
Spielzeit:
145 Minuten
Jahr:
2001

Bilderstrecke:

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Inhalt

Die Erde, Mitte des 22 Jahrhunderts. Die Welt ist zu einem großen Teil in den Fluten der geschmolzenen Polarkappen versunken und in den Industrieländern beherrscht Geburtenkontrolle die Überbevölkerung. Längst sind Roboter in perfekter Menschengestalt zu Dienern der Menschheit geworden.

Professor Hobby (William Hurt) will weitergehen. Er glaubt, die menschliche Synapse komplett entschlüsselt und verstanden zu haben und will ein Roboterkind erschaffen, das kinderlosen Eltern den Nachwuchs ersetzt. Doch damit nicht genug, soll dieses Roboterkind echte bedingungslose Liebe zu seinen Eltern empfinden, damit es letztlich ein echtes Kind ersetzen kann. Doch welche Verantwortung haben Eltern so einem Kind gegenüber?

20 Monate später ist der Prototyp "David" fertig, und Monica (Frances O'Connor) und Henry Swinton (Sam Robards) werden zu Testpersonen, da erst vor kurzem ihr richtiger Sohn Martin (Jake Thomas) ins Koma gefallen ist. Nachdem Monica ihre Zweifel ziemlich schnell verloren hat, programmieren sie David unwiderruflich auf Liebe ihr gegenüber, auf Ewigkeit.

Als jedoch Martin aus dem Koma erwacht und David die Familie unbeabsichtigt mehrfach in Lebensgefahr bringt, wird er von Monica unter Tränen ausgesetzt. Sie spürt, dass seine Liebe echt ist, aber zurückbringen können sie ihn nicht, da er aufgrund seiner unwiderruflichen Programmierung zerstört werden würde. Daraufhin macht sich David in Begleitung seines neuen Freundes Gigolo Joe (Jude Law) und dem Super-Toy "Teddy" in seiner kindlichen Naivität wie Pinocchio auf den Weg, die blaue Fee zu finden, in der Hoffnung, dass sie ihn zu einem echten Jungen mache, und er nach Hause zurückkehren könne.

Kritik

A.I. ist sozusagen Stanley Kubricks letztes Vermächtnis, und Steven Spielberg hat sich der Verantwortung unterzogen, dieses zu inszenieren. "A.I." ist ein Experiment, genau wie jeder Film von Stanley Kubrick ein Experiment in der Hinsicht ist, dass Kubrick sich niemals an die klassischen Strukturen der Geschichtserzählung bzw. des Dramas gehalten hat. In seinen Filmen gibt es oft radikale Wandel in der Geschichte, der Zeit, des Ortes und oft ist es schwierig, einen Hauptdarsteller zu bestimmen. Stattdessen stand bei ihm immer die Geschichte an sich im Vordergrund. Stanley Kubrick verstand es wie kein anderer, die Probleme und Fehler der Menschen zu erkennen, und statt den Zeigefinger zu heben, verarbeitete er diese Probleme in seinen Filmen und machte die Menschen dadurch in künstlerischer, ironischer oder poetischer Weise auf ihre Fehler aufmerksam.

"A.I." war ein altes Traumprojekt von Stanley Kubrick, das er vor seinem Tod im März 1999 schon über zwanzig Jahre mit sich herumtrug. Die Geschichte um eine Mutter, die sich in der Trauer um ihr verlorenes Kind von einem Robotersohn trösten lässt, basiert auf der Sciencefiction-Kurzgeschichte "Super Toys Last All Summer Long" von Brian Aldiss aus dem Jahre 1969. Anfang der 90er, als die digitale Filmtechnologie explodierte und Jurassic Park uns zum ersten Mal einen Blick in die Zukunft der Filmproduktion des 21. Jahrhunderts gewährte, da machte sich Stanley Kubrick zum ersten Mal ernsthaft Gedanken über die Realisierung von "A.I.". Denn Kubrick war sich des großen Aufwands an Spezialeffekten bewusst, den die Geschichte erforderte, doch da die digitale Technologie noch in den Kinderschuhen steckte, verschob er das Projekt nochmals und widmete sich "Eyes Wide Shut".

Inzwischen setzte sich Kubrick mit seinem Freund Steven Spielberg in Verbindung, um mit ihm die Idee zu "A.I." zu diskutieren, und während eines ihrer letzten Treffen vor seinem Tod, legte er Spielberg die Regie für dieses Projekt ans Herz, da er zu dem Entschluss kam, dass dieses Thema eher Spielbergs Kragenweite entsprach. Kubrick selbst, der schon ein Menge Vorbereitungsarbeit geleistet hatte, wollte sich ganz der Produktion widmen, doch bevor es dazu kam, starb er.

Nun lag es an Steven Spielberg, dieses Projekt zu verwirklichen und zum ersten Mal seit "Close Encounters Of The Third Kind" schrieb er das Drehbuch selbst. Was dabei herauskam, ist zweifelsohne ein Märchen, ein modernes Märchen, auf das man sich einlassen muss, denn wer bei so einem Film eine endgültige Antwort erwartet, der wird natürlich enttäuscht. Aber das hätte dem Film auch nur geschadet, denn wie gesagt, "A.I." ist ein Experiment. Das muss es auch für Spielberg gewesen sein, denn mit "A.I." erweitert er seinen uns so vertrauten Inszenierungsstil um einige "Kubrick-Elemente", ohne diesen plump zu kopieren. Selbstverständlich darf man trotzdem keinen "Kubrick-Film" erwarten, so etwas wird es nie wieder geben, stattdessen nimmt Spielberg uns auf eine Odyssee mit, die geschickt die elementaren Fragen aufwirft, die wohl jeden von uns schon einmal beschäftigt haben: Sind wir wirklich mehr als die Summe unserer Teile? Und wenn das so ist, ist es dann egal, woraus diese "Teile" bestehen? Ist egal, ob sie organisch oder mechanisch sind? Was macht die Seele aus?

Doch der Film geht darüber hinaus. Im Laufe des Films wird klar, dass David wirklich Liebe empfindet, doch das Problem ist, dass seine Mutter sie nicht erwidern kann. Roboter werden nur als Werkzeug betrachtet, bestenfalls wird ihnen Respekt gezollt, doch wie könnte man einen Roboter wirklich innig und wahrhaftig lieben?

So geht es bei "A.I." nicht nur um die künstliche Intelligenz an sich, sondern auch um die Beziehung zwischen ihr und den Menschen. Selbst wenn ein Roboter wirkliche echte Liebe für einen Menschen empfinden könnte, was hätte dann der Mensch für eine Verantwortung dem Roboter gegenüber? Und was passiert, wenn sich der Mensch dieser Verantwortung entzieht?

Genau diesen Fall erzählt "A.I." in beeindruckender Weise und so macht sich denn David auf in die weite gefährliche Welt, um die blaue Fee zu finden, damit sie ihn zu einem echten Jungen mache, genau wie sie es schon bei Pinocchio tat und gerade als man denkt, es sei zu Ende, da beginnt es erst...

Zu den schauspielerischen Leistungen kann man nur sagen, dass sich Haley Joel Osment und Jude Law gegenseitig die Show stehlen. Wenn man Osment in einer der langen Einstellungen tief in die Augen sehen kann, dann hat glaubt man fast tatsächlich, dass er künstlich ist. Und auch Jude Law als Liebesroboter Gigolo Joe schafft es meisterhaft, künstlich zu wirken und trotzdem diesen Charme zu versprühen, mit dem er seine Kundinnen verführt.

Natürlich hat Spielberg auch bei seinem neuen Projekt seine Stammcrew um sich versammelt, Janusz Kaminski sorgt für exzellente Kameraarbeit, Altmeister John Williams steuert einen faszinierenden Soundtrack bei und Rick Carter erschafft nach Kubricks Vorlagen eine packende Zukunfsatmosphäre, die wiederum von den Trickmagiern bei "Industrial Light & Magic" in gewohnt atemberaubende Bilder umgesetzt wird. Besonders "Rouge City" und das versunkene Manhattan sind Meisterstücke der digitalen Tricktechnolgie und beweisen wieder einmal, dass kaum jemand anderes es heute noch versteht, uns trotz gewohnter Perfektion in Sachen Effekte immer noch in Erstaunen zu versetzen.

Übrigens gehört das auch zu Spielbergs Geheimrezept für einen Altmeister der Regiekunst, er ist halt der beste, weil er es versteht, die Besten um sich zu versammeln und sie gemeinsam für ein Projekt zu begeistern. Schade eigentlich nur, das die Widmung an Kubrick fehlt.

Fazit

"A.I." ist sicher kein "2001: Odyssee im Weltraum", aber letztlich ist aus Kubricks Vision ein beeindruckender, aufregender Spielberg-Film entstanden, mit einer ungewöhnlichen Story, außergewöhnlicher Schauspielkunst und Spielbergs typischen, kindlichen Märchenelementen. Stanley Kubrick wollte nie, dass man an seine Filme mit dem Interpretationshandbuch rangeht, sondern seine Filme sollten zum Nachdenken anregen. Und genau das tut "A.I.". Also ist es am besten, diesen Film mit ein paar Freunden zu sehen und sich danach ein bisschen Zeit zum Diskutieren zu nehmen. Das wäre wohl in Kubricks Sinne.

Note: 2+

Artikel geschrieben von Lars Buntemeyer (lb); aktualisiert am 03.11.2004