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Inhalt

Final Fantasy - Die Mächte in Dir

Titelgrafik zum Film

Originaltitel:
Final Fantasy
Regie:
Hironobu Sakaguchi
Darsteller:
-

Land:
USA
Spielzeit:
90 Minuten
Jahr:
2001

Bilderstrecke:

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Inhalt

Die Erde im Jahre 2065: Die letzten Menschen hausen in zertrümmerten Städten in Kraftfeldvorrichtungen. Denn außerhalb dieser lauern bösartige, teils unsichtbare Aliens, die seit ihrer Invasion es sich zum Ziel gemacht haben, alles Leben auf der Erde auszurotten.

Die Wissenschaftlerin Aki Ross und ihr Mentor Dr. Sid versuchen mit geheimnisvollen Schlüsselkomponenten, die es einzusammeln gilt, die Feinde aufzuhalten. Ihnen in den Weg stellt sich dabei der Militär-Kommandant General Hain, welcher zwar mit der gigantischen "Zeus"-Weltraumkanone auch die Aliens für immer ins Jenseits befördern will, jedoch weiß er nicht, dass er dabei gleichzeitig die Erde zerstört.

Kritik

Das Konsolen- und PC-Spiel "Final Fantasy" ist ein Phänomen. Nicht nur, dass die Macher bald den zehnten Teil der langlebigen Serie herausbringen, sie schaffen es jedes Mal, den Erfolg der Vorgänger zu wiederholen oder diesen gar zu übertreffen. Jeder einzelne Teil wartet mit einer epischen Geschichte auf, die mit brillanten Charakteren wohl jede Facette menschlichen Daseins abdeckt.

Jeder Teil ist völlig losgelöst von den anderen und beinhaltet völlig neue Geschichten und Charaktere. Dabei ist jede Geschichte von der Ausdruckskraft und Größe noch nie von einem anderen Spiel jemals übertroffen worden. Die Geschichten warten stets mit brillanten Charakteren auf, die, mit vielen Ecken und Kanten behaftet, erforscht werden wollen. In jeder Geschichte gibt es große Aufgaben zu erledigen, deren Erfolg eine ganze Welt rettet. Der Spieler fühlt sich dadurch nicht nur wichtig - in Verbindung mit den verschiedenen Charakteren, zu denen er eine große Beziehung aufbaut, fühlt er sich in die virtuelle Welt hineinversetzt und fühlt sich für diese verantwortlich.

Dabei offenbaren die Autoren stets ihre ganzen Phantasien für einen Teil. Die Geschichten sind so abwechslungsreich und erfindungsreich, so mitreißend und tiefgründig, dass der Titel "Final Fantasy" mehr als gerechtfertigt ist.

Doch trotz allem werden die Charaktere niemals vernachlässigt. "Final Fantasy" ist einer der wenigen Titel, dessen Story um die Charaktere herumgestrickt ist und nicht umgekehrt. Erst durch die immens spannenden und dramatischen, aber stets nachvollziehbaren Charakter-Entwicklungen kommt die Story in die Gänge und wirkt noch imposanter. Die Charaktere sind mitfühlend geschrieben und fesseln den Spieler durch das gesamte Spiel. Sie sind es, die dem Spieler letzten Endes mehr in Erinnerung haften. Spiele, die so charakterlastig sind und zu dessen Charaktere man eine so tiefe Beziehung aufbaut, sind rar. "Final Fantasy" schafft das in jedem einzelnen Teil.

Dass bei einem solch gewaltigen Erfolg eine Kinoumsetzung erfolgen muss, dies war absehbar. Doch die erfolgsverwöhnten und innovativen Macher von "Final Fantasy" sind einmal mehr vom Größenwahn gepackt und wollen das Kino neu revolutionieren. Sie wollen alle guten Elemente der Serie auch in dem Kinofilm einbauen. Sie wollen einen komplett aus dem Computer stammenden Film produzieren, dessen Künstlichkeit man nicht mehr erkennt. Sie wollen lebensechte Charaktere aus dem Computer entwickeln und eindrucksvoll den Stand der heutigen Computertechnik demonstrieren. Und Sie scheiterten erbärmlich - zumindest an der Kinokasse.

"Sony Pictures" hatte große Erwartungen in den Film gesteckt. Mehr als 137 Millionen US-Dollar wurden für diesen ausgegeben. Umso größer der Verlust und Schmerz, als der Film nur rund 30 Millionen an der US-Kinokasse einspielte. Was hat man falsch gemacht?

"Final Fantasy" als schlechten Film abzutun, wäre extrem übertrieben. Die Story des Filmes als schlecht abzutun, wäre schon treffender, da diese trotz Geschmackssache einige deutliche Schwächen enthält. Die Macher vergessen dabei, dass eine typische "Final Fantasy"-Story, die episch und vom großen Format daherkommt, nichts wert ist, wenn man nicht interaktiv daran beteiligt ist. Sie kann noch so groß und episch sein, die Wirkung, wie sie in den interaktiven Medien erzielt, ist niemals so groß wie auf der Kinoleinwand. Dies ist auch der Grund, warum etliche Computer-Spielumsetzungen der Vergangenheit gefloppt waren.

"Final Fantasy" wartet mit einer Sciencefiction-Story auf, die sich wieder einmal mit Alien-Invasion und Weltuntergang beschäftigt. Dass der Markt hierfür übersättigt ist, zeigen genug gefloppte Filme der letzten Zeit, darunter "Titan A.E." (was sehr bedauerlich ist), "Evolution" und "Red Planet". Auf der Kinoleinwand ist der Zuschauer am Film nicht interaktiv beteiligt und langweilt sich viel eher, wenn er einen weiteren Film zu Gesicht bekommt, dessen Story sich schamlos anderer bedient. Hinzu kommt der Punkt, dass die Story von "Final Fantasy" reichlich verwirrend und unnötig kompliziert erklärt ist. Was sich in den Computerspielen gut macht, macht sich umso schlechter in den Kinos, da der Zuschauer hier keine Zeit hat, über Storyfragen nachzudenken, weil er Gefahr läuft, weitere für den Film wichtige Informationen zu verpassen. Auch können die Helden noch so tapfer sein, der Zuschauer, da er, anders als beim Computerspiel, nicht mit diesem zusammen die Taten "vollbringt", sondern aus der dritten Person die Vollbringung der Taten sieht, langweilt sich, weil der Ausgang bekannt ist.

Ferner haben die Macher vergessen, was die "Final Fantasy"-Teile auszeichnet: Die Charaktere. Dass ein Film, welcher 90 Minuten lang ist, es nicht schaffen kann, ähnlich tiefgründige und mitreißende Charaktere aufzubauen wie in einem Computerspiel, für dessen Durchspielen man rund 70 Stunden in Anspruch nehmen sollte, dürften den Machern nicht entgangen sein. Umso ärgerlich ist aber der Punkt, dass diese trotz allem klischeehafte Charaktere erschaffen, die mehr langweilen als fesseln und zu denen der Zuschauer sehr ungern eine Beziehung aufbauen möchte, was ihn unnötig vom Film auf Distanz hält.

Die Dialoge sind ein weiterer Kritikpunkt an den Film. Witze wirken an vielen Stellen nur aufgesetzt komisch und viele Dialoge bedienen sich aus der Klischee-Kiste.

Noch ein Punkt für das Floppen des Filmes ist der, dass dem Film die Balance fehlt. Die Story des Filmes versucht, Manga-Elemente mit westlich wirkenden Charakteren zu vereinen, um nicht nur den fernöstlichen, sondern auch den westlichen Markt anzusprechen. Diese Balance ist den Machern aber nicht gelungen und dies sorgt auch dafür, warum der Film nicht wie aus einem Guss wirkt. Der Film schafft es nicht, sich für eine Richtung zu entscheiden, was ihm äußerst gut getan hätte.

Was Story und Charaktere angeht, steht der Film im krassen Gegensatz zu der Technik, die er anwendet und die ihn auszeichnet. Denn diese ist ein Meilenstein und zeigt, wie nah wir am Ziel dran sind, aus dem Computer komplett reale Welten zu erschaffen. Der Film schafft es zwar nicht, seine Künstlichkeit zu verbergen, doch ist er der Realität näher als jeder andere Film bisher. "Final Fantasy" nur als Animationsfilm zu bezeichnen, wäre daher eine Untertreibung. Noch nie bewegten sich Charaktere so flüssig und lebensecht, noch nie bekamen diese dermaßen viele Details wie Hautporen oder im Wind flatternde Haarsträhnen verpasst.

Dennoch zeigt sich aber auch ein Nachteil dieser Anwendung der Computertechnik, die aber in naher Zukunft bestimmt behoben werden wird: Emotionen. Die Charaktere wirken sehr steril. Der Gesichtsausdruck ist nicht immer von der Perfektion, von der die Umgebungsbilder sind. Die einzelnen Charaktere schaffen - bis auf einzelne Ausnahmen - zu keinem Zeitpunkt, Emotionen zu vermitteln, ohne dass dies aufgesetzt wirkt. Hier ist ihnen sogar der schlechteste reale Schauspieler voraus. Dies ist einer der Hauptgründe, warum der Film gefloppt ist. Der hochdramatischen Story fehlt es erheblich an Dramaturgie und Emotionen, was durch fähige Akteure hätte verhindert werden können. So wirkt der Film letzten Endes kalt und hält den Zuschauer die meiste Zeit über ungewollt auf Distanz.

Was den Zuschauer nicht auf Distanz hält, das sind die eindrucksvollsten Bilder, die wir in den letzten Jahren je in einem Film gesehen haben. "Final Fantasy" ist eine solch gewaltige Bilderflut, dass der Zuschauer diese nicht vollständig verarbeiten kann. Bilder, die von der Realität nicht mehr weit entfernt sind, täuschen uns eine Realität vor, von denen wir an einigen Passagen vergessen, dass diese vollständig aus dem Computer stammen.

Nicht nur die zerstörte Stadt New York City im Jahre 2065, deren Bilder so düster daherkommen, dass sie erheblich zur dichten Atmosphäre beitragen, auch gewaltige Explosionen, fantasievolle Sonnenaufgänge, täuschend echte Wassereffekte und fulminante Kampfszenen sorgen dafür, dass "Final Fantasy" zu einem wahren Augenschmaus avanciert. Vor allem die Bilder vom zerstörten New York wissen einem "Blade Runner"-Fan zu gefallen. Öfters möchte der Zuschauer den Film einfach für ein paar Sekunden anhalten, um sich an den fantastischen Bildern in ihrer vollen Pracht satt zu sehen. Hier hat die Filmindustrie einen wahren Meilenstein in Sachen Animation hingelegt. Die Bilder sind von erstaunlicher Perfektion.

Auch die Sounduntermalung ist sehr gut gelungen. Die Musik ist sehr abwechslungsreich, mitreißend und immer passend zu der Situation.

"Final Fantasy" ist auf keinen Fall ein schlechter Film, nur sieht man ihm an, dass die Story im Gegensatz zur Technik extrem vernachlässigt wurde. Die Macher haben vergessen, dass nicht jede Story aus einem Computerspiel, wie großartig diese auch ist, sich in einen Film übertragen lassen kann. Zusehen ist stets halb so spannend wie mitmachen. Ferner ist die Story nicht sonderlich innovativ und einfallsreich, sondern bedient sich schamlos Elemente anderer Sciencefiction-Filme. Wären die Autoren bei der Story nur halb so innovativ vorgegangen wie bei der Produktion, so wäre "Final Fantasy" sowohl vom optischen als auch vom inhaltlichen her ein Meisterwerk geworden, das seinesgleichen gesucht hätte.

Hinzu kommen noch die Charaktere, die durch ihre Sterile die ohnehin sehr zweckmäßige Story des Filmes nicht sonderlich unterstützen. Auch schaffen sie es nicht, dem Film die dringend benötigte Dramaturgie zu verleihen. Es steckt also schon eine gewisse Ironie dahinter, wenn die hochgehypte Produktion, sprich atemberaubende Computertechnik, zum Untergang des Filmes beiträgt, sprich die sterilen Charaktere, die keine Dramaturgie erzeugen.

Dass ein Film, der nur von seiner Produktions-Qualität lebt und dessen Story unausgereift und voraussehbar daherkommt, keine Chance auf ein Überleben hat, dies beweist der Flop an der US-Kinokasse. Man hat bei "Final Fantasy" öfters das Gefühl, dass die Macher keinen Film, sondern eher eine Art Demo produzierten, die zeigt, welche grandiosen Effekte sie imstande sind, zu erzeugen. Während bei den "Final Fantasy"-Spielen die Story stets um die Charaktere herumgestrickt ist, ist dies bei dem Kinofilm nun umgekehrt.

Fazit

Sciencefiction-Fans sei der Film aber dennoch empfohlen, schon allein der fantastischen Bilder und Technik wegen. Die Story wird diese zwar nicht umhauen, aber zumindest anfreunden kann man sich mit dieser. Denn sie zeigt dem Zuschauer eine düstere Welt voller Gefahren, bei der sich Sciencefiction-Fans sofort heimisch fühlen. Dem Durchschnitts-Zuschauer ist der Film nur bedingt zu empfehlen, da dieser von den vielen Klischees und einer nicht unbedingt einfachen Story enttäuscht werden kann.

Note: 2-

Artikel geschrieben von Shen Li (sl); aktualisiert am 03.11.2004