Trek Games 2000 Das Jahr 2000 war sicherlich
das Jahr, in dem die meisten "Star Trek"-Spiele der PC--Geschichte
erschienen sind, doch mehr als die Quantität zählt vor allem die
Qualität, denn Trekgames haben sich in der Vergangenheit nicht gerade
durch Spielspaßhöhenflüge hervorgetan. Grund genug also, ein ausführliches
Resümee zu ziehen.
1999 hatten sich trotz großer Ankündigungen
nur drei "Star Trek"-Spiele in den Handel gebeamt, Birth
of the Federation, der letzte Titel von "Microprose",
Starfleet Command als Auftakt für neue "Interplay"
Hits und der enttäuschende "Activision"-Einstand Hidden
Evil. Insgesamt ein mittelmäßiges Jahr, doch aufgrund neuer
Entwicklungen von "Interplay", "Activision"
und "Simon & Schuster" standen die Zeichen für 2000 gut.
Weisheit Nr. 1 des Jahrs 2000: Nicht gleich
aufgeben.
Während nach Hidden Evil, dass die "Presto
Studios" ziemlich lustlos zusammengeschustert hatten, kritische
Stimmen laut wurden, so bekam "Activision" gleich zwei
Auszeichnungen für Armada verliehen. Nicht nur, dass es gelungen
war, einen Titel fristgerecht abzuliefern, das Echtzeitstrategiespiel
war auch eines der besten Trek-Spiele seit langem. Als Spieler wurde
einem das Kommando über zahlreiche "Next Generation"-Schiffe
der Föderation, Klingonen, Romulaner oder Borg anvertraut, auch
wenn der Weltraum zwecks einfacher Steuerung im Grunde nur zweidimensional
war, so präsentierten sich die spannenden Schlachten in schicker
3D-Grafik, die vor Effekten nur so strotzte.
Auch das Gameplay war außergewöhnlich, denn statt
Massenschlachten mit unzähligen verschiedenen Schiffsklassen, gab
es wenige Einheiten, die dafür aber über Spezialfähigkeiten verfügten.
Enterkommandos, Minen oder Schockwellen sorgten für taktische Tiefe
und unglaublich viel Spielspaß, sowohl im Mod-bereicherten Multiplayer-Modus
als auch - dank spannender Story - alleine in der Kampagne. Wehmutstropfen
waren allein die vielen Bugs und die recht schwachen Cutszenes,
aber insgesamt zählt Armada zu den drei Toptiteln des Jahres
und wurde auch ein finanzieller Erfolg für den Hersteller - ein
Nachfolger ist vorprogrammiert.
Weisheit Nr. 2 des Jahrs 2000: Eine Lizenz macht
noch kein Spiel.
Wohl aufgrund des Armada-Höhenflugs kündigte
"Activision" ein Multiplayer-Only Spiel auf Basis der
Trek-Lizenz an. Was viele als großen Everquest- oder Ultima-Konkurrenten
erhofften, war aber nicht mehr als ein Sammelkartenspiel mit Schach-ähnlichem
Gameplay, bei dem verschiedene Qs in simpelster Grafik gegeneinander
antreten - schnarch. Um mal kurz ein paar Monate vorwegzugreifen:
"Simon and Schuster" veröffentlichte ein ähnliches Simpel-Spielchen
im Sommer des letzten Jahres. Starship Creator: Warp 2 war
der Nachfolger des ersten Teils (und einer Gold-Version von 99)
und erlaubte wieder einmal das Zusammenbasteln diverser Trek-Schiffe.
Schade nur, dass hinter all dem Technik-Kram kein echtes Spiel verborgen
lag.
Weisheit Nr. 3 des Jahrs 2000: Wer zu spät kommt,
den bestraft das Leben.
Es hätte so schön sein können: "Interplay"
produziert drei neue Trekgames, die sich nicht nur gut anhören,
sondern auch schick aussehen. Das Dumme ist nur: Die Jungs werden
einfach nicht fertig! Erstes Opfer war Klingon Academy, der
Nachfolger zum videolastigen und sehr erfolgreichen Starfleet
Academy von 1997. Die Zutaten änderten sich auf den ersten Blick
nicht: Schicke Videos mit echten Schauspielern, abwechselungsreiche
Missionen und interessante Multiplayer-Modi. Stark verbessert werden
sollte dagegen die Grafik, außerdem wollte man das Flugmodell und
das Interface realistischer gestalten, denn "Star Trek"-Schiffe
waren keine wendigen Raumjäger à la Star Wars, wie es der
Vorgänger noch suggeriert hatte.
Es sah also gut aus und die Verschiebung vom Sommer
99 auf den Herbst war auch leicht zu verkraften. Das Spiel sei fertig,
hieß es, lediglich die Grafikengine müsse noch optimiert werden.
Nun, in Wahrheit rauchten bei "Interplay" die Köpfe, denn
ein "kleines Frameratenproblem" ließ das Spiel selbst auf den schnellsten
Rechnern abruckeln, sobald nur zwei Schiffe gleichzeitig im Bild
waren. Nix epische Schlachten. Doch "Interplay" blieb
zuversichtlich.
Weihnachten 99 war definitiver Termin - nun, letztlich
erschienen ist Klingon Academy ein halbes Jahr später. Die
Grafik war im Sommer 2000 lange nicht mehr so schick, viele Features
waren heimlich entfernt und die Steuerung entpuppte sich als viel
zu kompliziert. Das Spiel war dank spannender Missionen und Story
kein Reinfall, aber es war auch nicht der versprochene Hit und somit
blieb das Käuferinteresse sehr gedämpft - als Resultat entließ "Interplay"
umgehend das gesamte Programmierteam.
Doch es kam noch schlimmer für den verlustträchtigen
Traditionshersteller: "New Words" war der dritte Trek-Titel
im Team und bereits 1997 als 2D-Titel begonnen worden. Im Zuge des
3D-Wahns stellte man 98 aber alles auf eine schickere Optik um,
Sommer 99 war der Release-Termin und auch hier sah alles ganz positiv
aus. Doch dann verkrachte sich "Interplay" mit den britischen
Programmierern, die genau zum geplanten Release-Termin ihre Pforten
schlossen. Die Entwicklung wurde In-House geholt, d.h. es mussten
sich völlig neue Leute einarbeiten. Aber, so hieß es, da die Spielengine
fertig war, mussten nur noch ein paar Designer Missionen und Einheiten
erstellen. Weihnachten 99 als realistisches Datum? Denkste.
New Worlds erschien einen Monat nach Klingon
Academy und hatte die selben Mängel. Die Grafik war schick,
die Story gelungen, die Missionen ungewöhnlich interessant, doch
Steuerung und Features ließen zu wünschen übrig. Man sah dem Spiel
an, dass es noch nicht fertig war bzw. dass ein Teamwechsel stattgefunden
hatte - irgendwie lief alles nicht so rund, wie der Spieler es gerne
erhofft hatte. Nun, auch hier gilt dasselbe wie für den Kollegen:
Ein solider Titel mit positiven und negativen Seiten - die Käufer
ließen es aber links liegen.
Weisheit Nr. 4 des Jahrs 2000: Top-Leute für
Top-Titel.
Beim Line-Up von "Activision"
gab es von Beginn an einen Star - und das aus drei Gründen: Zum
einen wurde die Q3-Engine verwendet (auch wenn eine Engine
nicht immer ein Garant für graphischen Genuss sein muss - siehe
Klingon Honor Guard), zweitens hörte sich die Story gut an
(auch das ist nur ein Teil des ganzen) und drittens zeichnete sich
"Raven Software" dafür verantwortlich. Die Rede ist natürlich
von Elite Force, dem Ego-Shooter mit "Voyager"-Lizenz.
Gleich vom ersten Augenblick an galt diesem Titel besondere Aufmerksamkeit,
eine Verzögerung von drei Monaten fiel gar nicht ins Gewicht, denn
im Sommer 2000 hielt dieser Mega-Top-Titel allen Erwartungen stand.
Trotz kleinerer Mängel (zu kurz bzw. zu simple
Level) waren sich Presse und Fans einig, Elite Force ist
das beste Trek-Spiel seit jeher. Hervorragende Synchronisation und
ein spannender Multiplayer-Modus rundeten den Titel ab, der aufgrund
eines finanziellen Erfolges wohl eine PS2-Version und einen Nachfolger
spendiert bekommen wird. Den selben Schritt ging "Activision"
übrigens auch bei dem "Playstation"-Spiel Invasion,
denn die Jungs von Warthog haben bereits an Colony Wars,
The Darkening und Starlancer mitgewirkt und kennen
sich bestens mit den Genres aus. Herausgekommen ist ein graphisch
und spielerisch gelungener Space-Shooter für Sonys Konsole - lediglich
der Schwierigkeitsgrad ist zu hoch ausgefallen.
Weisheit Nr. 5 des Jahrs 2000: Überraschungen
sind immer möglich.
"Simon & Schuster" war vielen
Fans nur durch Klingon, Borg und den Starship Creator
ein Begriff - nicht gerade ein gutes Image. Auch "The Collective"
hat sich mit Men in Black nicht gerade mit Ruhm bekleckert.
Die Unreal-Engine war im Jahre 2000 besonders im Vergleich
mit der ID-Konkurrenz bereits unterlegen und endlose Verzögerungen
brachen schon den "Interplay"-Titeln das Genick. Doch
als im November endlich The Fallen über die Ladentheke wanderte,
da waren Presse und Fans zugleich angetan. Spannende Handlung mit
vielen Wendungen, intelligentes Spielprinzip mit allen "Star
Trek"-Spielereien und ein Leveldesign, das das Letzte aus der
Engine herausholte - das Action-Adventure rund um Deep Space
9 ist der zweitbeste Trek-Titel des Jahres. Doch das war nicht
die einzige Überraschung. Im Jahr 99, als "Interplay"s
Dreiergespann in den Handel hätte kommen sollen, da schaffte es
gerade Starfleet Command nicht nur einigermaßen fristgerecht
zu erscheinen, sondern auch ein finanzieller Erfolg zu werden, den
der Hersteller mit New Words und Klingon Academy,
den damals wesentlich stärkeren Titeln, nicht wiederholen konnte.
Alle Welt war verblüfft, den eigentlich war der
Taktik-Titel nicht mehr als bloßes Mittelmaß. Doch im Jahr 2000
wurde die Überraschung perfekt, denn gute Abverkäufe brachten nicht
nur eine Gold-Version des Originals in den Handel, sondern bescherten
auch einen Nachfolger, der (zumindest in den USA) knapp vor Weihnachten
die Fans erfreute. Starfleet Command 2 ähnelt dabei frappierend
dem Vorgänger. Selbes Spielprinzip, leichte Verbesserungen in Grafik,
Interface und Missionsdesign angereichert mit zwei neuen Rassen
- fertig. Dennoch - und das ist die nächste Überraschung - macht
der Titel großen Spaß, vor allem im Netzwerk mit Freunden entfalten
die Ausstattung und Kommandierung der bis zu drei Kampfschiffe ihren
Reiz - ein ausführlicher Test folgt in Kürze.
Fazit:
Das Jahr 2000 war ein gutes Jahr für "Star
Trek"-Spiele, denn im Grunde gab es keine echten Ausrutscher,
dafür aber drei wirkliche Top-Titel. In der nächsten Ausgabe sehen
wir, was das neue Millennium für uns bereithält...
Platz
|
Titel
|
Hersteller
|
Genre
|
Release
|
Wertung
|
1
|
Elite Force
|
Activision
|
Action
|
September
|
88%
|
2
|
The Fallen
|
Simon & Schuster
|
Action-Adventure
|
Dezember
|
86%
|
3
|
Armada
|
Activision
|
Strategie
|
April
|
81%
|
4
|
Invasion
|
Activision
|
Action
|
Oktober
|
80%
|
5
|
Starfleet Command
II
|
Interplay
|
Strategie
|
Dezember
|
75%
|
6
|
Starfleet Command:
Captain's Edition
|
Interplay
|
Strategie
|
August
|
72%
|
7
|
New Worlds
|
Interplay
|
Strategie
|
September
|
71%
|
8
|
Klingon Academy
|
Interplay
|
Simulation
|
Juli
|
70%
|
9
|
Starship Creator 2
|
Simon & Schuster
|
Strategie
|
September
|
55%
|
10
|
Conquest Online
|
Activision
|
Strategie
|
Mai
|
40%
|
|