2001 war ein wenig enttäuschend für Fans von gepflegtem SF-Kino, da nur relativ wenige Genre-Filme auf die Leinwände kamen. Die wenigen, dafür zum Teil aber um so aufwendigeren Produktionen, stellen wir Ihnen noch einmal ausführlich vor.


Jahresbeginn 2001: Zwei Filme sind gerade noch im alten Jahr in den deutschen Kinos gestartet und noch immer in den Lichtspieltheatern des Landes zu sehen. Zum einen wäre da "The Sixth Day" mit Arnold Schwarzenegger, zum anderen der zweite Film des "The Sixth Sense"-Sense Regisseurs M. Night Shyamalan, "Unbreakable".

Während ersterer Film solide Action bot und gegenüber dem 2000er Flop "End of Days" eine deutliche Steigerung darstellte, wurde "Unbreakable" mit gemischten Gefühlen aufgenommen. Die von Comics (oder vielmehr vom Prinzip der Comics) inspirierte Handlung stieß nicht überall auf Gegenliebe, da die Charaktere (wohl absichtlich) schwarz-weiß gezeichnet wurden: Auf der einen Seite Bruce Willis als "Held", der bis auf eine Schwäche unverwundbar ist, auf der anderen Seite Samuel L. Jackson, der Antagonist, der nahe zu zerbrechlich schwach ist. Nachdem der Held erst gefunden wurde (worum sich der Großteil des Films dreht), ist der Anti-Held sicher keine große Überraschung mehr. Während Shyamalan überlegt, einen zweiten Teil zu drehen, indem der Held einfach nur seine Aufgaben erfüllt, bleibt die einhellige Meinung, dass sein Erstlingswerk "The Sixth Sense" dank einer interessanteren Handlung und einem überraschenden Ende um einiges besser war. Ob der dritte Film des indischen Regisseurs, Signs, es wieder besser macht?

Ein Film, der in den Staaten bereits im Herbst 2000 anlief und daher schon in der letzten Jahresausgabe Erwähnung fand, war "Red Planet" vom Musikvideo erfahrenen Anthony Hoffman. Der zweite Marsfilm des Jahres konnte zwar gegenüber dem total langweiligen "Mission to Mars" mit schick inszenierter Action und interessanten Charakteren punkten, wurde jedoch weder bei den Kritikern noch bei den Zuschauern besonders gut aufgenommen - auch der Deutschlandstart im Frühjahr war enttäuschend.

Doch egal, was man am optisch beeindruckenden "Red Planet" auszusetzen hat (vor allem die Handlung wurde als unlogisch kritisiert), so sehr setzt sich der Film doch gegenüber "Ghosts of Mars" ab: Billig produziert, voll und ganz auf Splatter ausgelegt, mit einem Minimum an Effekten und kaum vorhandener Story - zugegeben, das neueste Werk von John Carpenter sollte kein gewöhnlicher SF-Streifen werden. Und so fliegen in dem Film die Körperteile so häufig umher wie die lockeren Sprüche und die makabren Witze, all das dicht an der Grenze zur Lächerlichkeit. Doch wenn der Film gerade noch vor dem totalen Ausfall bewahrt wird, so liegt das an den Hauptdarstellern: Ice Cube und Natasha Henstridge spielen hervorragend - sowohl jeder für sich als auch als Filmpaar.

So sehr "Ghosts of Mars" auch gefloppt ist, so sehr sollte man sich jedoch vor Augen halten, dass der Film nur wenige Millionen Dollar gekostet hat und damit wohl noch irgendwie sein Geld einspielen wird (inklusive DVD- und TV-Veröffentlichung). Ganz anders dagegen bei "Final Fantasy": Der vorab aufgrund seiner technischen Perfektion mit zahlreichen Lorbeeren bedachte SF-Streifen vom Computerspiele-Experten "Square" wurde ganz überraschend zum Mega-Flopp des Jahres, der so manchen Aktionär auf die Palme brachte und innerhalb des japanischen Konzerns so manchen Job kostete.

Dabei war der vollständig computeranimierte Streifen doch eine sicher geglaubte Geldquelle, denn seit seiner Ankündigung wurde sowohl in der Presse als auch bei den Fans ein enorm großer Wirbel um den Kinofilm zur Rollenspiel-Hit-Serie "Final Fantasy" gemacht. Neun Spiele hatten sich bereits exzellent verkauft (zur Zeit stürmt Teil 10 auf der "Playstation 2" die Charts) und auch die nachfolgenden Teile versprachen den Erfolg fortzuführen, so dass auch an den Kinofilm hohe Erwartungen gestellt wurden.

Neben der beeindruckenden Technik, die bei "Die Mächte in Dir" (so der Untertitel des Films) lebensecht animierte Charaktere in atemberaubend schönen Kulissen zeigte, wurde dem Film vor allem zu gute gehalten, dass er direkt vom Entwickler der Spiele konzipiert und betreut wurde und nicht nur eine lieblose Umsetzung eines fremden Produzenten war. Auf Hawai baute "Square", die schon immer für die imposanten Rendersequenzen in ihren Computerspielen berühmt waren, ein spezielles Filmstudio auf, dass die neueste Technik und mehr als einhundert der erfahrendsten 3D-Designer der Welt für die Produktion einsetzte.

Am Ende des über vier Jahre langen Entwicklungsprozesses konnten auch amerikanische Kritiken, die dem Film eine platte, geradlinige Story und uninspirierte Dialoge vorwarfen, die allgemeine Euphorie nicht bremsen, denn die große Fanzahl, der allgemeine Erfolg von computeranimierten Filmen und revolutionäre Pläne für eine interaktive Version auf "Sony"s "Playstation 2" ließen noch an einen großen Erfolg glauben.

Die Wahrheit sah aber leider anders aus, denn schon nach wenigen Wochen war "Final Fantasy" nicht mehr in den US-Top-10 gelistet, so dass das Einspielergebnis von etwa 30 Millionen Dollar eine absolute Katastrophe darstellte und alle Arbeiten an einem (bereits vorab angekündigten, zweiten Teil) sofort abgebrochen wurden. 150 Millionen Dollar hatte "Square" bereits investiert, mit Glück wird die Firma 50 Millionen hereinbekommen. Der satte Verlust ließ am Jahresende die Aktien mächtig taumeln, kostete dem "Square"-Chef seinen Posten und veranlasste die Firma dazu, die frisch eingerichtete Filmtochter zum offenen Verkauf anzubieten.

"Final Fantasy" war technisch brillant. Die Hauptdarstellerin Aki Ross mit ihren unzähligen, einzeln animierten Haaren, detaillierten Poren und ihrer realistischen Mimik ist eine Augenweide, ohne Zweifel. Doch was dem Film fehlte, war eine anständige Handlung. Das Gefasel über Spirits (die in den Computerspielen immer eine Rolle spielten) interessierte den normalen Kinogänger kein Bisschen, vielmehr ödeten ihn die geradlinige Handlung und die zum Teil dummen Kommentare an. Interessant wird es nun sein zu sehen, was ein anderes Studio mit der Technik von "Square" und einem anständigen Drehbuch so alles anstellen wird!

Von den Flops zu den Tops des Jahres, wobei Qualität und Erfolg nicht immer einher gingen: Während "Final Fantasy" ein unverdienter Reinfall wurde, entpuppte sich "Tomb Raider" als (ebenso unverdienter) Hit. Trotz schlechter Kritiken in der US-Presse spielte der Streifen bereits am ersten Wochenende seine Kosten ein und spülte einen satten Gewinn in die Kassen von Paramount. Obwohl alles irgendwie nach einem "Indy"-Abklatsch in Papp-Kulisse roch, wurde der Film wohl gerade wegen seiner einfachen Handlung, schicken Actionszenen und nicht zuletzt einer coolen Protagonistin zum Erfolg. Mittlerweile schreiben die Macher fleißig an einem zweiten Teil, für den Hauptdarstellerin Angelina Jolie bereits unterschrieben hat. Die Bitte nach aufwendigeren Sets und einer intelligenteren Handlung wird in der Fortsetzung vielleicht erhört werden?

Ebenfalls nicht wirklich überzeugen konnte die Neufassung vom "Planet der Affen", denn Regisseur Tim Burton ("Mars Attacks", "Sleepy Hollow") entfernte sich für viele Kritiker und Fans zu sehr vom original Roman bzw. den ursprünglichen Filmen der 70er Jahre, indem er nicht nur die Handlung umstrickte, sondern auch einiges an Moral über Bord warf. Egal, ob es nun der veränderte Aufhänger des Films oder das neue "Überraschungs-Ende" war, "Planet der Affen" wirkte plötzlich nicht mehr wie ein zeitkritischer Klassiker, sondern wie ein Standard-Action-Aufguss - ob der Film wohl gerade deshalb so erfolgreich war? Oder lag es an dem knappen Dress von Estella Warren, die fast so schlecht schauspielerte wie Mark Wahlberg, der Hauptdarsteller des Films? "Planet der Affen" war jedenfalls ein voller Erfolg für das Studio und eine Fortsetzung ist wahrscheinlich.

Wo wir gerade bei Fortsetzungen sind: Ein weiteres bekanntes und sehr erfolgreiches Film-Franchise bekam im Jahr 2001 einen dritten Teil spendiert. Und obwohl die Dreharbeiten von "Jurassic Park 3" ohne ein fertiges Drehbuch das pure Chaos gewesen sein müssen, viele Kritiker den Film als Inhaltsleer in der Luft zerrissen, wurde auch der dritte Teil der Serie zu einem vollen Erfolg, so dass - natürlich - bereits über "Jurassic Park 4" nachgedacht wird ...

Gleich ganz anders ging "New Line" an die Verfilmung der Tolkien-Trilogie "Der Herr der Ringe". Drei Bücher, drei Filme - was wie eine eigentlich simple Rechnung erscheint, ist für Hollywood-Verhältnisse fast schon ein Märchen, denn ausgerechnet der unbekannte Regie-Außenseiter Peter Jackson wurde damit beauftragt, die drei Verfilmungen für insgesamt 270 Millionen Dollar direkt nacheinander zu produzieren. Klar sparte das gleichzeitige Drehen Kosten (lediglich die Effekte wurden in einer Reihenfolge produziert), jedoch ist das Risiko gewaltig, dass der erste Film bereits floppt und alle weiteren sozusagen direkt in den Müll wandern. Denn zur Kinoveröffentlichung von "Die Gefährten" waren die Dreharbeiten auch für die beiden anderen Filme abgeschlossen und ein Großteil des Budgets bereits ausgegeben - im Falle eines Reinfalls hätte es kein Zurück gegeben.

Doch um den Erfolg muss Jackson sich nun keine Sorgen mehr machen, denn "Der Herr der Ringe" legte einen phänomenalen Start hin und mit stetigen Einspielergebnissen sieht es verdächtig nach einem Hit aus. Mal sehen, ob Teil 2 und 3 (welche im nächsten und übernächsten Dezember erscheinen) dieses Ergebnis halten oder gar toppen können.

Will man dieses Jahr bilanzieren, so ist das Ergebnis jedoch recht nüchtern. Bis auf "Der Herr der Ringe" ist keiner der erwähnten Filme qualitativ wirklich hitverdächtig - vielmehr wurden gerade die einfach gestrickten, uninspirierten Werke ("Tomb Raider", "Jurassic Park 3") belohnt, während interessante Risiko-Projekte wie "Final Fantasy" an der Kinokasse untergingen. Hoffen wir, dass sich dieser Trend nicht fortsetzt und mit "Star Trek X: Nemesis", "Star Wars: Episode II" sowie dem zweiten "Der Herr der Ringe"-Film für 2002 qualitativ hochkarätige und ausreichend erfolgreiche Filme an den Start gehen ...

Redakteur: Patrick Streppel