2002 endete die erste
und startete die zweite "Enterprise"-Staffel.
Werfen Sie mit uns einen Blick auf die ausgestrahlten
Episoden und lesen Sie eine ausführliche Kolumne
über die Probleme bei "Enterprise".
1. Staffel
Ein
"Lautloser Feind" greift die "Enterprise"
an und zwingt die verzweifelte Crew zu der Installation
ihrer neuen Phasen-Kanonen. Währenddessen wird
Archer bewusst, dass niemand Reed gut genug kennt, um
ihm ein persönliches Geburtstags-Geschenk zu überreichen
...
Eine vom Ansatz her gute Episode,
die aber wie so viele kommenden Episoden
mit der dünnen Story zu kämpfen
hat. Nichtsdestotrotz eine gut umgesetzte Episode,
die durchgehend spannend ist. Besonders die schönen
Charaktermomente mit Reed und Hoshi heben die Episode
über den guten Durchschnitt.
Probleme
anderer Art tut sich auf, als die Crew eine außerirdische
Rasse vorfindet, die verzweifelt medizinische und wissenschaftliche
Hilfe braucht. "Lieber Doktor" Phlox
versucht anfangs alles in seiner Macht stehende, um
ein Heilmittel zu finden, doch als dies geschehen ist,
tut sich ein ganz anderes Dilemma auf: Phlox ist sich
nicht sicher, ob er das Heilmittel herausgeben soll,
vor allem weil dies den Untergang einer anderen Spezies
des Planeten bedeuten könnte und er sich nicht
in die Evolution einmischen will...
Die bisher beste Episode der Serie
überzeugt durch eine rundum gelungene Umsetzung,
tiefsinnige Dialoge und superbe Story. Nicht nur
wird dem Zuschauer das Dilemma sehr gut vermittelt,
auch ist dieser gefesselt vom Ablauf der Episode,
in der er viel von der Heimatwelt der Fremden zu
sehen bekommt. Besonders die Szenen, in denen in
der Heimatsprache der Fremden gesprochen wird, können
überzeugen, da hier einmal mehr das besondere
Feeling dieser "Star Trek"-Serie vermittelt
wird, nämlich die Realitätsnähe.
Insgesamt ist "Lieber Doktor" "Star
Trek at its best" und das erste richtige Highlight
der Serie.
Sich
einmischen tut die "Enterprise"-Crew hingegen
in "Schlafende Hunde", als sie einem
beschädigten Klingonenschiff begegnet. T'Pol, Hoshi
und Reed nehmen ein Shuttle, um Untersuchungen anzustellen.
Sie werden von einer Klingonenfrau in einen Hinterhalt
gelockt, die das Shuttle übernimmt und die "Enterprise"-Crewmitglieder
auf dem klingonischen Schiff ihrem Schicksal überlässt.
Nun liegt es an Archer, die Klingonin zu stellen und
sie zur Hilfe bei der Rettung seiner Crew heranzuziehen...
Was für eine langweilige Episode.
Nicht nur ist die Story aus den Fingern gesaugt,
auch ist sie dünn und voraussehbar. Man hat
das Gefühl, dass die Macher nur so die Klingonen
wieder einmal zeigen möchten, denn ihr Auftritt
wirkt deplatziert und man erfährt nichts wirklich
neues. Hier hätte man auch ein x-beliebiges
Alien einsetzen können. Ein vor allem nach
der großartigen "Lieber Doktor"-Episode
mehr als enttäuschendes "Enterprise"-Abenteuer.
Hilfe
und Rat brauchen Archer und die Crew "Im Schatten
von P'Jem", als sie erfahren, dass T'Pol vom
vulkanischen Oberkommando den Befehl erhalten hat, die
"Enterprise" zu verlassen - und gleichzeitig
sind diese frustriert von der Gleichgültigkeit,
mit der sie ihre Position verlässt. Wie dem auch
sei, ihre letzte Mission als Sternenflottenoffizier
scheint ereignisreich zu sein, denn sie und Archer werden
von einer militanten Splittergruppe auf einem fremden
Planeten gekidnappt und finden sich wieder einmal in
der Gnade der cholerischen Andorianer wieder...
Nach "Terra Nova" und "Doppeltes
Spiel" wird Archer nun bereits zum dritten
Mal gefangen genommen. Doch wen interessiert es.
"Im Schatten von P'Jem" ist der Tiefpunkt
der Serie und zeigt auf erschreckende Weise, wie
sich "Star Trek" verändert hat. Von
den komplexen Episoden der glorreichen Tage ist
nichts mehr übrig geblieben. "Im Schatten
von P'Jem" ist von der Story her so dünn
und so voraussehbar, dass man sich am Ende fragt,
ob das alles gewesen sein kann. Mit "Im Schatten
von P'Jem" sind "Enterprise" und
"Star Trek" definitiv auf dem falschen
Wege...
"Trip"
und Reed wiederum finden sich ganz "Allein"
auf einer Shuttlemission plötzlich von der "Enterprise"
abgeschnitten wieder und müssen daraufhin feststellen,
dass ihr Mutterschiff zerstört ist. Mit wenig Sauerstoff
und so gut wie keiner Chance auf Rettung, müssen
die beiden sehr gegensätzlichen Personen ihre Differenzen
beiseite schieben, damit sie einen Weg aus dieser ausweglosen
Situation finden können...
Eine auf der einen Seite gelungene
Episode, die so noch nie in "Star Trek"
zu sehen war. Auf der anderen Seite aber muss man
wieder einmal feststellen, wie "Star Trek"
veramerikanisiert und in seinem Niveau gesenkt wird.
Die Gespräche über USA und Großbritannien
sowie die pubertären Fantasien von T'Pol sind
für einen "Star Trek"-Fan erschreckend.
Hier bekommt er definitiv etwas neues serviert,
doch ist das Neue ein Verrat an vieles, woran "Star
Trek" steht - oder viel mehr stand. So betrachtet
ist diese Episode nur mit Vorsicht zu genießen.
Auch mit "Allein" befindet sich "Enterprise"
auf dem falschen Wege...
In
eine Situation anderer Art gerät T'Pol, als die
Crew einige abtrünnige Vulkanier an Bord nimmt,
die - anders als die anderen Vulkanier - begierig darauf
sind, ihre Emotionen anzunehmen und auszuleben. Als
einer der Gäste, der den gleichen Rang hat wie
T'Pol, sie dazu verführen will, ihr Leben mit einer
freieren Einstellung zu leben und mit ihr eine "Verschmelzung"
der Gedanken vollzieht, steht T'Pol einem verwirrenden
und faszinierenden Dilemma gegenüber...
Eine von der Story her wieder einmal
sehr dünne und voraussehbare Story, wäre
da nicht die mitreißende Schauspielqualität
von Jolene Blalock alias T'Pol. Auch die stimmungsvolle
Umsetzung ist überzeugend. Doch auch hier vermisst
der Zuschauer etwas: Tiefe. Mit so dünnen Episoden
wird die Serie letzten Endes mehr Zuschauer verjagen
als gewinnen.
Nach
T'Pol kommt auch Archer in eine verwirrende Lage. Bei
der Erforschung eines unbekannten Planeten nämlich
treffen die "Enterprise"-Crewmitglieder auf
eine Gruppe von Aliens, die in ihrer Freizeit einheimische
Kreaturen jagen. Während ihrer Erkundung wird Archer
von Visionen von einer Frau in den Bann gezogen, die
verzweifelt versucht, mit ihm zu kommunizieren. Das
Notrufsignal der Frau setzt Archer in Kenntnis, dass
sie und andere ihrer Art die Beute dieser Alien-Jäger
sind. Ihrem Ruf folgend, stellt sich Archer auf die
Seite gegen die Alien-Jäger und missachtet deren
"Gesetze der Jagd"...
Ein weiterer Tiefpunkt ist diese Episode,
die nicht nur frech von den frühen "Star
Trek"-Episoden kopiert, sondern dadurch auch
so unheimlich voraussehbar wird, dass der Zuschauer
gelangweilt wegschaltet. Die Umsetzung ist zwar
einmal mehr hervorragend, doch das Auge ist schon
lange gesättigt, zurück bleibt der Verstand,
den der Zuschauer bei "Enterprise" mittlerweile
nicht mehr häufig einzusetzen braucht...
In
dem darauf folgenden Abenteuer überlisten Ferengi-Piraten
die gesamte Crew der "Enterprise", indem sie
diese bewusstlos machen und beginnen, auf dem Schiff
nach Beute zu suchen. Glücklicherweise befindet
sich Tucker in der Dekontamininierungs-Kammer, als die
"Raumpiraten" an Bord des Schiffes
gelangten und atmete somit nicht das betäubende
Gas ein, die die Ferengis auf dem Schiff freisetzten.
Er weckt Archer und T'Pol auf und die Drei entwickeln
einen Plan, das Schiff zurückzubekommen...
Nach all den Tiefpunkten der letzten
Wochen eine etwas bessere Episode. Doch auch sie
kann nicht überzeugen. Zu voraussehbar ist
die Story. Der Auftritt der Ferengis ist zwar an
vielen Stellen sehr lustig gestaltet, doch wird
der Zuschauer das Gefühl nicht los, dass auch
hier mehr drin gewesen wäre. Wieder einmal
verläuft die Story zu linear ab und wieder
einmal kennt der Zuschauer den Ausgang spätestens
nach den ersten zehn Minuten. Einziger Lichtblick:
Porthos.
Zwar
haben unsere Helden die "Enterprise" zurückbekommen.
Doch ein zerstörtes Raumschiff auf einem unbekannten,
einsamen Planeten ist der "NX-01"-Crew anfangs
ein Geheimnis. Es scheint sich um ein "Schiff
der Geister" zu handeln, denn anders sind die
gespensterhaften Gestalten nicht zu erklären, die
die Crew bei ihrer Erkundung des Schiffs verfolgen.
Das Geheimnis lüftet sich, als die Crew auf dem
Raumschiff auf eine Alien-Rasse trifft, die trotz großer
Schwierigkeiten überlebt hat. "Trip"
hilft ihr, ihr heruntergekommenes Schiff zu reparieren
und bekommt dabei Hilfe von Liana, einer attraktiven
Alien-Frau, die Gefühle für ihn entwickelt...
Ähnlich wie bei "Rogue Planet"
wird auch hier viel kopiert, aber nichts erreicht,
geschweige denn übertroffen. Herausgekommen
ist eine weitere voraussehbare und dünne Episode,
die mehr langweilt als gruselt. Wenn es so mit "Enterprise"
weitergeht, fragt man sich wirklich, wie viele Zuschauer
am Ende noch dran bleiben werden. Vor allem "Star
Trek"-untypisch kitschig wirkt die Romanze
zwischen "Trip" und Liana. Insgesamt eine
Episode, die man nicht gesehen haben muss.
Liebe
bekommen Archer und Mayweather ganz und gar nicht, als
sie eine "Militärzone" betreten und inhaftiert
werden. Sie finden sich nämlich "In sicherem
Gewahrsam" in einem Internierungslager vor,
welches von der Alien-Rasse Tandaraner kontrolliert
wird, die sich im Krieg mit den Sulibans befindet. Während
frühere Begegnungen zwischen der "Enterprise"-Crew
und den Sulibans katastrophal verlaufen waren, erkennen
Archer und Mayweather, dass sie eine Zelle mit einigen
Suliban-Gefangenen teilen, von denen sie glauben, dass
sie zu Unrecht gefangen gehalten werden...
Archer wird zum vierten Mal gefangen,
aber diesmal kommt endlich wieder eine komplexere
Episode auf den Zuschauer, die auch noch sehr gutes
"Star Trek" verkörpert. Die Dialoge
zwischen Mayweather und einem Suliban-Gefangenen
sind herausragend und vermitteln sehr gut, wenn
auch etwas zu offenkundig, die Botschaft, dass Vorurteile
gefährlich sind und zu nichts führen.
Endlich befindet sich die "NX-01" wieder
auf dem richtigen Kurs.
Gefangen
werden auch einige Crew-Mitglieder, darunter wieder
einmal Archer und "Trip", in "Vox
Sola", als eine merkwürdige, symbiotische
Alien-Kreatur an Bord kommt. Denn sie hüllt ihre
Gefangenen in Kokons in ihr Netz und geht eine Symbiose
mit ihren Körpern ein. Da sich die gefangenen Crewmitglieder
in Gefahr befinden, sieht Hoshi, unter dem Kommando
von T'Pol, ihrer bisher größten Herausforderung
entgegen: Sie muss einen Weg finden, mit der fremden
Lebensform zu kommunizieren und sie auf ihren Heimatplaneten
zu bringen...
Eine weitere gelungene Episode, die
sehr gut das Potenzial der Serie herausstellt. Der
Kommunikationsversuch von Hoshi mit der Kreatur
ist fesselnd und der Verlauf dorthin mit großartigen
Charaktermomenten dargestellt. Die Hoshi/T'Pol-Szenen
gehören zu den besten Charaktermomenten der
Serie und werden großartig gespielt. Die Story
ist spannend gestaltet und dank der sehr guten Regie
von Roxann Dawson (spielte B'Elanna Torres in "Raumschiff
Voyager") kommt die Kreatur glaubwürdig
und bedrohlich herüber. Nebenbei bemerkt: Archer
wird zum fünften Mal gefangen genommen...
Zurück
zu ihrem Heimatplaneten muss auch eine vulkanische Botschafterin
gebracht werden, die wegen geheimen, kriminellen Fehlverhaltens
beschuldigt wird. Als das Schiff jedoch ihretwegen von
einer korrupten außerirdischen Rasse angegriffen
wird, verteidigt T'Pol die Botschafterin, ihre "Gefallene
Heldin", und bittet - zum ersten Mal - Archer
um Hilfe. Währenddessen wird durch die Angriffe
des feindlichen Schiffes das Leben der Crew gefährdet...
Nach den beiden Höhepunkten kommt
wieder eine etwas durchschnittlichere Episode, die
wieder einmal alle Probleme von "Enterprise"
aufzählt: Schlechte Idee, dünne Story
und Voraussehbarkeit. Lediglich einige guten Charaktermomente
wie die mit T'Pol und Archer retten diese langweilige
Episode vor dem Absturz.
Das
Leben von Archer und "Trip" wird wieder gefährdet,
als diese auf einem wüstenähnlichen Planeten
von einem außerirdischen Führer eingeladen
werden, nachdem sie geholfen haben, dessen Schiff zu
reparieren. Nach einiger Zeit finden sie jedoch heraus,
dass er ein Terrorist ist und dass sie unter falschen
Versprechen auf den Planeten gelockt wurden. Währenddessen
hat T'Pol das Kommando und steht einer harten Situation
gegenüber, da sie Archer und "Trip" nicht
in der Wüste lokalisieren kann. Diese befinden
sich zwischenzeitlich auf einer Flucht "Durch
die Wüste".
Achja, Archer wird zum sechsten Mal
gefangen genommen und auch dieses Mal ist die Story
langweilig und voraussehbar. "Enterprise"
sollte dringend an diesem Problem arbeiten, denn
der Rest stimmt wie immer: Auch in "Durch die
Wüste" bekommt der Zuschauer großartige
Bilder zu sehen und man merkt die Produktionsmühe
an. Aus der Idee hätte soviel werden können,
hätten die Macher nur mehr gewagt. Leider ist
aber daraus eine weitere Archer-wird-gefangen-Episode
geworden, die zwar im Gegensatz zu "Im Schatten
von P'Jem" eine Aussage besitzt, aber der Zuschauer
diese nicht mitbekommt, weil er, gelangweilt, längst
weggeschaltet hat.
Flüchten
muss die Crew bei ihrem folgenden Abenteuer nicht, sondern
macht "Zwei Tage auf Risa" Landurlaub.
Archer hat eine merkwürdige Begegnung mit einer
außerirdischen Frau, Hoshi hat ein überraschendes
romantisches Rendezvous, Mayweather hat einen Bergkletterunfall
und "Trip" und Reed werden in eine Schlägerei
als unbeabsichtigte Opfer eines Überfalls verwickelt.
In der Zwischenzeit bleibt Phlox gemeinsam mit T'Pol
an Bord der "Enterprise", da er seinen jährlichen
48-stündigen Winterschlaf halten will...
Die letzte reguläre Episode ist
dann wieder etwas besser. Risa ist prima und einladend
ins Bild gesetzt und die Story diesmal komplexer
und unvoraussehbarer. Besonders Hoshis Drang nach
Kommunikation und Erlernen neuer Sprachen ist fesselnd
und großartig gespielt. Durch Archers Handlung
bekommt die Episode auch noch eine überraschende
Wendung und baut Bezug zu früheren Episoden
auf, weshalb die Episode einen harmonischen Eindruck
hinterlässt und die in der zweiten Hälfte
misslungene erste Staffel gut abrundet.
Schlafen
kann die "Enterprise"-Crew nicht, als sie
für die Zerstörung eines Planeten verantwortlich
gemacht wird, den sie erforscht. Dabei zündet das
Erkundungsschuttle hochenergetische Partikel der Atmosphäre
und durch "Die Schockwelle" anschließend
werden alle Bewohner getötet. Nach diesem Desaster
wird die "Enterprise" zurück zur Erde
beordert und es droht das vorzeitige Aus für die
Mission. Auf dem Heimweg erhält Archer Besuch von
dem ehemaligen Crew-Mitglied Daniels, der durch die
Zeit gereist ist, um ihn zu warnen, dass die Suliban
versuchen, die Mission der "Enterprise" zu
sabotieren. Die beiden reisen durch die Zeit, um die
Pläne der Suliban zu durchkreuzen...
Das packende Staffelfinale entschädigt für
vieles. Hier bekommt der Zuschauer eine spannende
und völlig undurchsichtige Story serviert,
die das erste Jahr der Serie gut zusammenfasst und
mit mitreißenden Charaktermomenten aufwarten
kann. Besonders die Handlung um den Kalten Temporalen
Krieg ist fesselnd und Daniels Rückkehr überraschend.
Man sieht, wie die Crew zusammengewachsen ist und
fiebert mit, als die Mission dieser beendet werden
soll. Die Abschiedsstimmung wird sehr gut eingefangen.
Das Ende der Episode ist dramatisch und macht gehörig
Appetit auf die Auflösung in der zweiten Staffel.
Hoffen wir, dass die Serie sich besser entwickeln
wird und die Probleme der ersten Staffel weitesgehend
vermeidet.
2. Staffel
Am 18.09.2002 startete die zweite Staffel
von "Enterprise" mit einem Quotendesaster
sondergleichen. Nicht nur fielen die Quoten in der ersten
Staffel bereits kontinuierlich, die zweite Staffel setzt
da noch einen drauf: Zum ersten Mal in der Geschichte
von "Star Trek" war ein Auftakt von den Quoten
her schwächer als das vorangehende Staffelfinale.
Und dieser Kurs setzt sich weiter fort. Mittlerweile
sind die Einschaltquoten der Serie im Keller, zwar ist
ein drittes Jahr garantiert, doch wie es um künftige
Jahre bestellt ist, steht in den Sternen. Der Grund
ist ganz einfach: die Qualität. Wie Sie einigen
Episodenkritiken der ersten Staffel entnehmen können,
ist die Serie nicht ohne Probleme gelinde ausgedrückt.
Die zweite Staffel bringt da leider keine große
Besserung und so haben die Zuschauer längst das
Interesse verloren.
|
Begonnen hat alles mit "Shockwave,
Part 2", die die Ereignisse im ersten
Teil fortsetzt.
In "Carbon Creek",
einer Hommage an die "Raumschiff Voyager"-Episode
"23 Uhr 59", erzählt T'Pol Archer
und "Trip" eine Geschichte über
ihre Urgroßmutter T'Mir und drei andere
Vulkanier, die nach einem Crash in den 50er Jahren
in einer kleinen Stadt in Pennsylvania den ersten
Kontakt mit Menschen herstellten. T'Pols Geschichte
schockt Archer und Tucker, da ihr Bericht sich
zeitlich und inhaltlich sehr von dem, was in den
Geschichtsbüchern steht, unterscheidet.
Die erste Begegnung mit den Romulanern
findet in "Minefield" statt.
Nachdem die Crew unwissentlich in ein Minenfeld
im romulanischen Raum geraten ist, wird die "Enterprise"
eingeschlossen, nachdem sie von einer nicht detonierten
Mine getroffen wurde. Als Reed einen Weltraumspaziergang
machen muss, um die Mine zu entschärfen,
bleibt er versehentlich an der Außenhülle
hängen. Archer muss nun entscheiden, ob er
Reed retten will oder sich an die Anweisung der
Romulaner halten soll, das Gebiet unverzüglich
zu verlassen.
Nachdem der "Enterprise"
schwer zugesetzt wurde, benötigt das Schiff
in "Dead Stop" intensive Reparaturen
und dockt deshalb an einer merkwürdigen,
hoch modernen und automatisieren Weltraumstation
an, die erstaunlich und verblüffend alles
zurechtmacht - zu gut, um wahr zu sein? Während
man auf die Fertigstellung der Reparaturarbeiten
wartet, untersucht die Crew die unbemannte Station
und entdeckt dessen einzigartige und schreckliche
Energiequelle.
Ganz dem Titel der Episode, "A
Night In Sickbay", gemäß,
verbringt Archer mit Dr. Phlox eine ärgerliche
Nacht in der Krankenstation, nachdem sich Porthos,
Archers Hund, einen tödlichen Virus auf einem
fremden Planeten eingefangen hat. Währenddessen
glaubt die Crew, dass Archers starker Stress mit
Porthos Krankheit zu tun hat, doch Dr. Phlox nimmt
an, dass es mit Archers unterdrückter sexueller
Anspannung zu tun hat und fordert ihn auf, mit
T'Pol zu sprechen.
Als die "Enterprise" in
"Marauders" Treibstoff braucht,
entdeckt Archer eine desolate Minenkolonie, die
von klingonischen Plünderen kontrolliert
wird. Diese tyrannisieren die Kolonisten und horten
den gesamten Treibstoff. Nachdem Archer dem Problem
auf die Spur gekommen ist, zeigt die Crew den
Kolonisten sich selbst zu verteidigen, um dies
in einem großen Kampf gegen ihre Unterdrücker
anweden zu können.
In "The Seventh"
nimmt T'Pol Archer auf eine geheime Mission mit,
als sie vom vulkanischen Oberkommando losgeschickt
wird, einen Flüchtling zu fangen, der ihre
Autoritäten für fast zwei Jahrzehnte
missachtet hat. Währenddessen erzählt
T'Pol Archer von einem dunklen und gewaltigen
Gehemnis, dass sie bisher unterdrückt hat.
"Trip", der Archer während seiner
Abwesenheit an Bord der "Enterprise"
vertritt, findet es bald sehr schwer, die Last
zu ertragen, Captain zu sein.
In "The Communicator"
lässt Reed versehentlich seinen Kommunikator
auf einem fremden Prä-Warp-Planeten während
eines Besuches liegen. Als er und Archer versuchen,
das wichtige Stück Technologie zurückzuholen,
werden sie von Soldaten gefangen genommen, die
sie beschuldigen, Spione zu sein. Währenddessen
nutzen "Trip" und Mayweather die verhüllte
Technologie aus einer beschädigten Suliban-Schiffszelle,
die sie während des früheren Versuchs,
Archer und Reed vor der Gefangennahme zu retten,
mitnehmen konnten.
In "Singularity"
stellt die Crew an einem "normalen"
Tag auf der "Enterprise" fest, dass
ihre Routineaufgaben in uncharakteristische, starke
Bessenheit über belanglose Dinge übergehen.
Die Crew wird immer unberechenbarer und oft ist
auch humorvolles Verhalten vorhanden: Archers
Beschäftigung mit dem Schreiben eines Vorwortes
für die Biografie seines Vaters; "Trip"s
starke Bemühung, den Stuhl des Captains endlich
richtig zu justieren; Hoshis Bessenheit mit dem
Kochen; und Reeds Angelegenheit mit einem taktischen
Alarm.
Nachdem Hoshi in "Vanishing
Point" ihre ersten Erfahrungen mit dem
Transporter gemacht hat, veranlassen die merkwürdige
Vorkommnisse zu der Frage, ob sie immer noch die
gleiche Person ist. Sie fühlt sich ängstlich
und hilflos und bald meint sie, dass sie den Verstand
verliere, oder ob der Transporter irgendwas an
ihr verändert habe oder ob hinter all den
komischen Geschehnissen, die plötzlich passieren,
ein Außerirdischer steckt.
Als "Trip" in "Precious
Cargo" eine exotische fremde Frau von
ihren Kidnappern befreit, finden sich die beiden
auf einer Flucht vor ihren Kidnappern und darüberhinaus
in einem unverhofften, romantischen Abenteuer
wieder. Archer hält einen der Kidnapper auf
der "Enterprise" fest und erstellt mit
T'Pols Hilfe ein System, um den widerwilligen
Gefangenen dazu zu bewegen, ihnen bei der Lokalisation
von "Trip" zu helfen.
Als ein tödlicher Neutronensturm
auf die "Enterprise" zukommt und diese
nicht mehr entkommen kann, muss die Crew Schutz
in dem am besten geschützten Teil des Schiffes
- die Wartungsschächte innerhalb der Warpgondeln,
"The Catwalk" genannt - für
mehrere Tage bleiben. Die Crew bietet außerdem
noch einer Gruppe von Fremden Schutz, die sich
völlig uneinig über sich selbst sind.
|
Kolumne
Auf unserer "Star
Trek Voyager Center"-Website wurde 2002 eine
interessante Kolumne veröffentlicht, die den Titel
"Enterprise die Vergewaltigung von Star
Trek" trägt und die wir Ihnen natürlich
nicht vorenthalten möchten:
Vor mehr als einem Jahr war eine neue
"Star Trek"-Serie im US-Fernsehen gestartet
und machte sich zum Ziel, "Star Trek" zu revolutionieren
und die Franchise endlich aus seiner angeblichen Krise
herauszuführen. Die Zwischenbilanz nach einem Jahr:
katastrophal. Nicht nur hat es "Enterprise"
geschafft, das Niveau von "Star Trek" erheblich
zu senken, auch blamiert die Serie die einst äußerst
angesehene Franchise mit erbärmlichen Einschaltquoten,
welche auch in der zweiten Staffel weiter fallen und
nicht nur den Keller erreicht haben, sondern bald auch
schon das Grundwasser.
Dabei sah alles so vielversprechend aus.
Das gesamte Konzept und die neuartige Produktion verspachen
Scifi-Genuss der Extra-Klasse und endlich ein "Star
Trek"-Ableger, der das Ansehen und vor allem die
Quoten von "Das nächste Jahrhundert"
wieder erreichen würde.
Doch bereits der Pilotfilm "Aufbruch
ins Unbekannte" enttäuschte auf hohem Niveau.
Auf der einen Seite war da die extrem hohe Produktionsqualität,
auf der anderen aber die miserable Story. Schon im Pilotfilm
erkannte man den mangelnden Anspruch und die Verwandlung
von "Star Trek" in einen nichtssagenden Action/Sex-Quark,
den man so nicht erwartet hätte. "Aufbruch
ins Unbekannte" war dünn. Außer einer
Klingonenverfolgung war nichts drin. Sicherlich deutete
sich das Potenzial der Serie zwar an, schließlich
ist der Weltraum hier etwas neuartiges und das Pionierhafte
wurde ganz gut umgesetzt, weshalb man auf bessere Folgen
hoffte, die aber irgendwie auf sich warten ließen.
Die Episoden von "Enterprise"
sind so dünn und so nichtssagend, dass man sich
fragt, was alles passiert wäre, wäre "Raumschiff
Voyager" mit solch einer Episode dahergekommen.
Man fragt sich, was bei "Enterprise" denn
so toll ist, warum die Fans die Serie über alle
Grenzen loben, obwohl sie im Kern, sprich die Erzählweise,
doch (wenn auch beschnittene) "Raumschiff Voyager"
ist. Nach langem Suchen ist schließlich der Übeltäter
gefunden: Captain Jonathan Archer.
"Star Trek" war bis "Raumschiff
Voyager" stets eine Männerdomäne gewesen.
Viele Fans verehren Kirk und erkennen in ihm ein großes
Vorbild. Mit Picard konnten sich diese Fans gerade noch
so anfreunden - doch plötzlich eine Frau als Captain
einer "Star Trek"-Serie? Nein, das geht wohl
zu weit und so entwickelte sich eine ganze Bande sogenannter
"Voyager-Basher", die sich zum Ziel gemacht
hat, die Serie in den Tod zu kritisieren, was ihnen
Gott sei Dank nicht gelungen ist. Dass die Serie dennoch
eine feste Fanbasis hat, die sich nicht auf das Niveau
der "Voyager-Basher" hinabbewegt und daher
eher zurückgezogen die Serie in aller Ruhe genießt,
zeigt sich nicht zuletzt daran, mit welch einem Enthusiasmus
die Fans mit Projekten wie "Virtuelle 8. Staffel"
die Serie fortsetzen, wie "Raumschiff Voyager"
ähnlich wie "Das nächste Jahrhundert"
auch mit der x-ten Wiederholung solide Quoten einfahren
kann und - um ein wenig Selbstlob zu betreiben - es
zeigt sich am Erfolg dieser Website, die ja eine "Voyager"-Seite
ist.
Sicher ist "Raumschiff Voyager"
nicht über alle Zweifel erhaben, doch die Serie
ist nicht nur eine der originellsten und besten Sciencefiction-Serien
der letzten Jahre (man denke gerne zurück an Episoden
wie "Herkunft aus der Ferne", "Chaoticas
Braut", "Kontrapunkt", "Dreißig
Tage", "Temporale Paradoxie", "Equinox",
"Die Muse", "Kritische Versorgung"...),
auch kann sie mit durch und durch sympathischen Charakteren
aufwarten und kann mit Kultcharakteren wie Seven oder
dem Doktor glänzen. Doch wie sieht es bei "Enterprise"
aus? Die einzige Episode, die wirklich ausnahmsweise
einmal "Star Trek"-Niveau besitzt, ist "Lieber
Doktor" - der Rest ist Müll. Dabei ist vieles
von "Enterprise" direkt "Raumschiff Voyager"
entnommen. Nicht nur die Erzählweise, sondern ganze
Episoden-Konzepte wie das von "Terra Nova"
(von "Friendship One") - Captain Janeway lässt
grüßen. Wer also sagt, die Stories von "Enterprise"
seien besser als die der "Voyager", obwohl
die meisten "Enterprise"-Stories wie bereits
erwähnt reduzierte "Voyager"-Stories
sind, der kann "Raumschiff Voyager" gar nicht
kennen.
Selbst ein Blinder würde den Unterschied
zwischen einer "Enterprise"-Episode wie "Im
Schatten von P'Jem" und einer schlechten "Raumschiff
Voyager"-Episode wie "Nemesis" erkennen.
Letztere ist dennoch um einiges komplexer aufgebaut
und verfügt sogar über ein überraschendes
Ende. Wie kann man "Enterprise" mehr als "Raumschiff
Voyager" loben, wenn eine durchschnittliche "Enterprise"-Folge
deutlich anspruchsloser, gradliniger und voraussehbarer
ist als eine schlechte Episode von "Raumschiff
Voyager"? Die bisherigen meisten "Enterprise"-Episoden
- vor allem die mit Captain Archer - handeln von irgendwelchen
Geiselnahmen - sehr interessant. Nun könnte man
entgegnen, "Raumschiff Voyager" kam mit "Weltraumphänomen
der Woche" an. Doch ein Weltraumphänomen der
Woche ist um einiges abwechslungsreicher, unvoraussehbarer
und nicht zuletzt mehr Sciencefiction als eine immer
nach demselben Schema gestrickte Geiselnahme von Captain
Archer.
Wer diesen schwächsten aller "Star
Trek"-Captains - von Scott Bakula mit einem übertriebenen
und gekünstelten Temparament auch noch in den Ruin
gespielt - verehrt, muss schon sexuelle Beweggründe
haben - entweder als Frau es nötig zu haben oder
als Mann schwul zu sein - wobei letzteres natürlich
keine Schande ist. Aber dann hat man einfach nicht begriffen,
worum es in "Star Trek" geht: um Weitsichtigkeit
und Toleranz. Strahlt das Captain Archer aus? Nein!
Ein ganz klares Nein.
"Enterprise" gibt endgültig
die Bestätigung, dass viele "Star Trek"-Fans
Chauvinisten sind oder dass die Franchise Frauen/Männer
als Zuschauer hat, die es wirklich nötig haben,
Captain Archer, "Trip" oder T'Pol bei der
Dekontaminierung zuzuschauen. Wie kann man einen menschlichen
Idioten wie Archer, der sehr amerikanisch und militärisch
herüberkommt, sprich die fremden Werte ignoriert,
über Captain Janeway stellen, die sicherlich fragwürdige
Entscheidungen getroffen hat, aber bestimmt keine davon,
die andere Kulturen völlig ignoriert oder die in
ihrer Person so ignorant und grob ohne einen Zug von
Weisheit daherkommt wie Archer.
Nun könnte man entgegnen, "Enterprise"
arbeite ja auf die uns bekannten "Star Trek"-Ideale
hin - eine beliebte Ausrede, aber man sollte bedenken,
dass man, um auf das jetzige "Star Trek" hinzuarbeiten,
nicht auf komplexe und provokante Stories verzichten
muss, dass man, wenn man pubertären Gesprächen
- wie sie "Trip" oder Malcolm führen
- nicht abgeneigt ist, diese auch in der Hinarbeitung
nicht gänzlich ablegt und dass man auf gar keinen
Fall solch einen Patriotismus und Militarimus braucht
- was sagt das über die Welt im 22. Jahrhundert
aus und wie kann man das jemals entschärfen, ohne
das Serienkonzept völlig umzukrempeln? Nun könnte
man wieder entgegnen, dass das eben der Realismus in
"Enterprise" ist - mehr gegenwartsbezogen.
Doch wenn ich "Star Trek" sehe, erwarte ich
weisere Menschen, ich erwarte Menschen, die toleranter
und weitsichtiger sind - denn Durchschnitts-Realos habe
ich in anderen Serien genug. Und überhaupt - was
hat dieser Realismus für einen Vorteil? Senkt das
nicht vielmehr das Niveau der Serie und macht "Star
Trek" zu etwas Durchschnittlichem?
Nun sagen viele, "Enterprise"
versuche lediglich neue Elemente ins "Star Trek"-Universum
zu bringen und dieses zu revolutionieren, wie es ursprünglich
auch von den Autoren beabsichtigt war. Doch muss man,
um frischen Wind in eine Sache zu bringen, gleich alles
ablehnen, was diese auszeichnet? Nehmen wir "Baywatch"
als Beispiel. Nun könnte ein Produzent kommen und
sagen, wir wollen frischen Wind ins "Baywatch"-Universum
bringen, indem alle nun völlig bekleidet über
den Strand laufen und diplomatisch werden. Doch bringt
dies wirklich frischen Wind? Bedeutet dies nicht viel
mehr den Tod? Die Zuschauer sehen "Star Trek",
weil sie sich an einer sehr realistischen und optimistischen
Zukunftsvision erfreuen wollen, sie schauen sich "Star
Trek" an, um auf einem hohen Niveau durch provokante
Geschichten unterhalten zu werden. Die Zuschauer verbinden
"Star Trek" mit einer besonderen Sache, die
zum Nachdenken anregt - doch nun kommen die Produzenten
daher und nehmen den Zuschauern genau dies weg, indem
sie "Star Trek" in seinem Anspruch reduzieren,
nur um mit der Aussage glänzen zu können,
sie hätten etwas neues ins "Star Trek"-Universum
gebracht - absurd.
Man bringt frischen Wind in eine Sache,
indem man nicht alles ablehnt, was diese kennzeichnet,
sondern indem man versucht, positive Elemente fortzuentwickeln
und diese aus einer ggf. anderen Perspektive darzustellen.
Doch wo bei "Enterprise" ist diese Perspektive?
Dekontaminierung? Sex? Action? Nein, das kann es wirklich
nicht sein. Was für "Enterprise" neu
ist, ist im restlichen TV längst alter Hut und
stellt nicht nur eine Ablehnung, sondern viel mehr eine
Vergewaltigung aller Werte von "Star Trek"
dar, indem all die positiven Merkmale nicht weggelassen,
sondern ins Gegenteil konvertiert und damit ins Lächerliche
gezogen werden (Anti-Amerikanismus in Pro-Amerikanismus,
provokanter Inhalt in nichtssagende Action, Subtilitäten
ins Offensichtliche...). Wo ist der frische Wind, wenn
man das Niveau senkt? Wo ist der frische Wind, wenn
man pubertäre "Erotik" in die Serie schmuggelt
und wo ist der frische Wind, wenn des Öfteren auf
die Story verzichtet wird, nur um ein bisschen mehr
Action zeigen zu können? Nein, das verstehe ich
wahrlich nicht unter frischen Wind in eine Sache bringen,
sondern eher unter Reduzierung des betreffenden Gegenstandes.
Nein, wo oder was ist der frische Wind, wenn dieser
nicht wirklich die alte verbrauchte Luft erneuert? Denn
die Luft kann nur erneuert werden, wenn bestimmte Elemente
der verbrauchten Luft durch neue ersetzt werden - doch
was, wenn verbrauchte Elemente durch verbrauchte ersetzt
werden? Gar nichts. Die Luft bleibt verbraucht.
"Raumschiff Voyager" hatte frischen
Wind ins "Star Trek"-Universum gebracht. Sie
optimierte bestimmte Elemente wie die Erzählweise
von "Das nächste Jahrhundert", indem
die Episoden temporeicher wurden. Action wurde zwar
hier mehr, doch versteckte sie sich stets sachte hinter
der Story. Die Serie machte enorm große Fortschritte,
was Atmosphäre einer Episode betrifft und versuchte,
für jede Episode eine eigenständige Atmosphäre
zu kreieren, die die Episode auszeichnet und die dafür
sorgt, dass jede Episode ein Kunststück für
sich allein ist - "Raumschiff Voyager" ist
ein Meisterwerk unter den Einzelepisoden-Serien.
Die Serie entwickelte das Sciencefiction-Element
aus "Das nächste Jahrhundert" weiter
- sei es Schwarz-Weiß-Hommagen an die Sciencefiction-TV-Welt
der 30er Jahre, Unterwasserwelten, Absturz auf einem
Eisplaneten oder Raumrennen - das verstehe ich unter
frischen Wind in eine Sache bringen, indem etwas altes
weiter und mutiger fortentwickelt wird. "Star Trek"
wurde durch "Raumschiff Voyager" vielfältiger
und abwechslungsreicher - doch wie steht es mit "Enterprise"?
Derselbe Stoff, immer und immer wieder durchgearbeitet.
Die ständigen Konflikte in der Besatzung - nervtönend
auf Dauer. "Enterprise" zeigt genau das, was
alles bei "Raumschiff Voyager" hätte
falsch laufen können. Gar nicht vorzustellen, wie
es genervt hätte, hätten die Marquis und die
Sternenflotten-Crew nicht zueinander gefunden. Konflikte
sind ja schön, aber dann bitte schön wohl
dosiert und nur passend zur Story und nicht derartig
übertrieben, wie sie in "Enterprise"
zu finden sind. Wie sollen andauernde Konflikte gut
gehen? Entweder geht irgendwann die Substanz aus oder
es wird unglaubwürdig. Wie soll sich der Zuschauer
wohlfühlen und wöchentlich einschalten wollen,
wenn andauernd gestritten wird? "Das nächste
Jahrhundert" beging diesen Fehler nur einmal: mit
der Einführung von Dr. Pulaski. Doch dort erkannten
die Autoren dies und ließen Beverly Crusher in
der dritten Staffel wiederzurückkehren, wodurch
die Harmonie in der Gruppe wiederhergestellt wurde und
es ohne Frage der Serie sehr gut tat. Bei "Raumschiff
Voyager" entstand Gott sei Dank erst gar kein Konflikt,
wodurch von Anfang an Harmonie herrschte, die nicht
nur die Charaktere umso sympathischer machte, sondern
auch die Serienatmosphäre unterstütze, ist
dies schließlich ein Schiff, wo alle zusammenhalten
müssen, um zu überleben. Das Gruppengefühl
erfasste auch den Zuschauer und so war dieser gespannt,
wie es seiner "Familie" ging und was sie Woche
für Woche erwartete.
Irgendein "Voyager-Basher" schien
dies nicht begriffen zu haben und äußerte
irgendwann einmal die Kritik, "Voyager" fehle
es an Konflikt. Und da viele "Star Trek"-Fans
sowieso Mitläufer sind, sind sie fortan nun auch
dieser Meinung - ohne darüber nachgedacht zu haben
(warum auch - in irgendwelchen Foren stehen doch soviele
Text-Passagen, die man für sich kopieren und zu
seiner eigenen Meinung machen kann). Und überhaupt?
Was meint er mit Konflikten? Meint er Konflikte untereinander
oder Charakterdrama? Vom letzteren hat "Voyager"
nun reichlich genug. Janeway, B'Elanna, Seven und natürlich
der Doktor sind alle tragische Figuren, deren Innenleben
alles andere als ausgeglichen ist und dieses daher Stoff
für viele großartige Charakter-Episoden bot.
Der Vorwurf, die Charaktere von "Raumschiff Voyager"
wären eindimensional, ist ebenfalls eine Behauptung,
die von einem "Voyager-Basher" zu Unrecht
aufgestellt wurde und von vielen munter nachgeplappert
wurde. Denn wären die Charaktere der "Voyager"-Crew
wirklich eindimensional, wären Episoden wie "Der
Zeitzeuge", "Die Arbeiterschaft" oder
"Renaissancemensch" gar nicht möglich,
handelt es sich hierbei doch um Episoden, in denen die
Charaktere aus einer anderen Perspektive dargestellt
werden. Wären die Charaktere eindimensional, wären
all diese Episoden missraten - da sie ja eben mehrdimensionale
Charaktere voraussetzen -, doch ganz im Gegenteil, sie
sind alle Serienhighlights!
Doch bei "Enterprise" sehe ich
nur Charaktere, die nicht gerade mit Intelligenz bestückt
sind. Alberne Gelabere über irgendwelche Frauen,
darüber, ob Amerika besser sei als Großbritannien
oder sonstiges - hier sind die Charaktere wirklich flach.
Episoden wie "Der Zeitzeuge" würden bei
"Enterprise" jämmerlich scheitern. "Enterprise"
ist zu allem Übel auch noch - wie bereits erwähnt
- eine sehr amerikanische und patriotische Serie - dementsprechend
auch eine sehr militärische Serie - man denke nur
an den "Waffenoffizier" Malcolm Reed. Wer
diese Elemente bei "Enterprise" mag, der bekommt
entweder schon beim Abschuss eines Torpedos oder beim
bloßen Anblick von Archer/T'Pol/"Trip"
oder bei beiden Dingen einen Orgasmus.
Durch "Enterprise" ist "Star
Trek" nichts besonderes mehr. Denn alles, was "Enterprise"
hat, ist schon einmal dagewesen. Schlimmer aber ist,
dass "Enterprise" den Namen "Star Trek"
in den Dreck zieht und "Star Trek" nicht mehr
für niveauvolles Fernsehen, sondern für alberne
patriotische Kinderreien und Amerika-Zugeständnisse
unter Scifi-Gewand versteckt steht - das alles auch
noch mit einer Prise pubertärem Käse gewürzt
- Produzent Brannon Braga, der mit Seven-Of-Nine-Schauspielerin
Jeri Ryan liiert ist, scheint nur noch an diese zu denken
und seine Triebe auf die Serie übertragen zu wollen.
Ob die Produzenten erkannt haben, dass "Enterprise"
den Ruf von "Star Trek" ruiniert und deshalb
aus Respekt vor Gene Roddenberry "Star Trek"
im Titel von "Enterprise" weggelassen haben?
Wir wissen es nicht - aber das ist das einzige, was
Rick Berman und Brannon Braga richtig gemacht haben.
Und seien wir ehrlich: "Enterprise"
kommt doch deswegen nicht nach Deutschland, weil nicht
irgendwelche Verhandlungs-Schwierigkeiten da sind, sondern
weil die Serie einfach nicht dem deutschen Fernsehformat
entspricht, zu amerikanisch und anspruchslos ist und
hier nicht denselben Erfolg einbringen könnte wie
die anderen "Star Trek"-Serien. Und eine amerikanische
und militärische Serie zu einer anti-amerikanischen
Zeit - das Risiko geht kein Sender ein. Ich würde
jede "Enterprise"-Episode gegen ein weiteres
Abenteuer von Captain Janeway plus Crew - egal wie schlecht
dieses auch sein mag - sofort und ohne zu zögern
eintauschen.
Es fragt sich, wielange "Enterprise"
mit diesem Minimum an Inhalt in einer Episode noch laufen
wird. Die Einschaltquoten sinken immer weiter und unter
den gegebenen und erwähnten Umständen und
um weitere Schande für die "Star Trek"-Franchise
zu verhindern, wäre es wirklich das Beste, wenn
die Serie sobald wie möglich eingestellt wird.
"Enterprise" ist ein fehlgeschlagenes Experiment
- eine Serie, die zu Beginn noch laut wiehernd auftrat,
dann eher schwindsüchtig herumtaumelte und jetzt
tödlich verletzt am Boden röchelt.
Letzten Endes scheitert die "Star
Trek"-Franchise nicht nur an "Enterprise",
sondern vor allem an den Fans. Man könnte einen
Vergleich mit der Weimarer Republik ziehen. Damals war
die Demokratie für die Menschen etwas neues. Die
Menschen waren nicht bereit dafür und so entschieden
diese sich in der Not und im Schatten der Weltwirtschaftskrise
wieder für eine Regierungsform, in der nur ein
Mann das Sagen hat. Leider Gottes wählten sie Hitler,
der den Zweiten Weltkrieg initiierte und alle in den
Ruin trieb. "Raumschiff Voyager" mit ihrem
weiblichen Captain ist der Zeit ebenfalls voraus und
obwohl mit einer hervorragenden Erzählform und
originellen Stories konnten die Fans ihre Konservativität
nicht überwinden - wo in der Weimarer Republik
restauratives Denken herrschte und Kaiser-treue Bürger
den alten Zustand wieder herbeisehnten, sehnen sich
in der "Star Trek"-Franchise die bornierten
Kirk-Verehrer die gute alte Zeit herbei, wo ein Mann
die Kontrolle über ein Schiff hat und ignorieren
alle guten und innovativen Elemente von "Raumschiff
Voyager" - genau wie die damaligen Menschen die
positiven Merkmale der Demokratie ignorierten. Das Ergebnis
ist in beiden Fällen dasselbe: der Untergang, herbeigeführt
vom Volk. Wo die Hitler-Diktatur nicht nur die Demokratie
aber auch das ganze Volk zerstörte, erkennen die
Fans immer mehr Mängel an "Enterprise"
und sehnen sich nach der guten alten "Star Trek"-Zeit
zurück - doch genau wie bei der Weimarer Republik
ist es auch hier zu spät. Das Volk hat sich selbst
verraten und in den Ruin gestürzt. Wie die Weimarer
Repubrik an ihrem Volk scheiterte, scheitert "Star
Trek" letzten Endes auch an ihren nicht immer weitsichtigen
Fans.
Es ist wirklich nicht mein Ziel, diese
junge "Star Trek"-Serie schon nach ihrer ersten
Staffel zu zerreißen. Aber wenn bereits nach dieser
ersten Staffel das mögliche Potenzial nicht nur
durch inhaltliche, aber umso mehr durch ideologische
Mängel kaputt geschlagen wird, sehe ich keinen
anderen Ausweg. Und bleiben wir ehrlich: Erst durch
"Enterprise" gibt es diese "Star Trek"-Krise.
Eine Serie, die diese angebliche Krise beenden wollte,
schafft letzten Endes sie herbei - eine für Amerika
gemachte Serie, die inhaltlich an ihrem Amerikanismus
und finanziell an ihrem Nihilismus scheitert.
Von "Enterprise" vergewaltigt,
blutet "Star Trek" aus allen Öffnungen
und schmerzt so sehr, dass die Franchise nicht mehr
mit eigenen Kräften aufzustehen vermag. Was "Star
Trek" jetzt braucht, ist eine ambulante Behandlung
an der intimsten Stelle. All das, was "Star Trek"
auszeichnet - ihre gesamte Ehre, Würde und Werte
- wurde von "Enterprise" verraten. Gene Roddenberry
würde sich nicht nur doppelt und dreifach im Grabe
umdrehen, nein, er würde auferstehen, zu Rick Berman
und Brannon Braga rennen und den beiden eine ordentliche
Tracht Prügel verpassen.
Redakteur: Lin
Xiang
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