2002 endete die erste und startete die zweite "Enterprise"-Staffel. Werfen Sie mit uns einen Blick auf die ausgestrahlten Episoden und lesen Sie eine ausführliche Kolumne über die Probleme bei "Enterprise".

1. Staffel

Ein "Lautloser Feind" greift die "Enterprise" an und zwingt die verzweifelte Crew zu der Installation ihrer neuen Phasen-Kanonen. Währenddessen wird Archer bewusst, dass niemand Reed gut genug kennt, um ihm ein persönliches Geburtstags-Geschenk zu überreichen ...

Eine vom Ansatz her gute Episode, die aber – wie so viele kommenden Episoden – mit der dünnen Story zu kämpfen hat. Nichtsdestotrotz eine gut umgesetzte Episode, die durchgehend spannend ist. Besonders die schönen Charaktermomente mit Reed und Hoshi heben die Episode über den guten Durchschnitt.

Probleme anderer Art tut sich auf, als die Crew eine außerirdische Rasse vorfindet, die verzweifelt medizinische und wissenschaftliche Hilfe braucht. "Lieber Doktor" Phlox versucht anfangs alles in seiner Macht stehende, um ein Heilmittel zu finden, doch als dies geschehen ist, tut sich ein ganz anderes Dilemma auf: Phlox ist sich nicht sicher, ob er das Heilmittel herausgeben soll, vor allem weil dies den Untergang einer anderen Spezies des Planeten bedeuten könnte und er sich nicht in die Evolution einmischen will...

Die bisher beste Episode der Serie überzeugt durch eine rundum gelungene Umsetzung, tiefsinnige Dialoge und superbe Story. Nicht nur wird dem Zuschauer das Dilemma sehr gut vermittelt, auch ist dieser gefesselt vom Ablauf der Episode, in der er viel von der Heimatwelt der Fremden zu sehen bekommt. Besonders die Szenen, in denen in der Heimatsprache der Fremden gesprochen wird, können überzeugen, da hier einmal mehr das besondere Feeling dieser "Star Trek"-Serie vermittelt wird, nämlich die Realitätsnähe. Insgesamt ist "Lieber Doktor" "Star Trek at its best" und das erste richtige Highlight der Serie.

Sich einmischen tut die "Enterprise"-Crew hingegen in "Schlafende Hunde", als sie einem beschädigten Klingonenschiff begegnet. T'Pol, Hoshi und Reed nehmen ein Shuttle, um Untersuchungen anzustellen. Sie werden von einer Klingonenfrau in einen Hinterhalt gelockt, die das Shuttle übernimmt und die "Enterprise"-Crewmitglieder auf dem klingonischen Schiff ihrem Schicksal überlässt. Nun liegt es an Archer, die Klingonin zu stellen und sie zur Hilfe bei der Rettung seiner Crew heranzuziehen...

Was für eine langweilige Episode. Nicht nur ist die Story aus den Fingern gesaugt, auch ist sie dünn und voraussehbar. Man hat das Gefühl, dass die Macher nur so die Klingonen wieder einmal zeigen möchten, denn ihr Auftritt wirkt deplatziert und man erfährt nichts wirklich neues. Hier hätte man auch ein x-beliebiges Alien einsetzen können. Ein vor allem nach der großartigen "Lieber Doktor"-Episode mehr als enttäuschendes "Enterprise"-Abenteuer.

Hilfe und Rat brauchen Archer und die Crew "Im Schatten von P'Jem", als sie erfahren, dass T'Pol vom vulkanischen Oberkommando den Befehl erhalten hat, die "Enterprise" zu verlassen - und gleichzeitig sind diese frustriert von der Gleichgültigkeit, mit der sie ihre Position verlässt. Wie dem auch sei, ihre letzte Mission als Sternenflottenoffizier scheint ereignisreich zu sein, denn sie und Archer werden von einer militanten Splittergruppe auf einem fremden Planeten gekidnappt und finden sich wieder einmal in der Gnade der cholerischen Andorianer wieder...

Nach "Terra Nova" und "Doppeltes Spiel" wird Archer nun bereits zum dritten Mal gefangen genommen. Doch wen interessiert es. "Im Schatten von P'Jem" ist der Tiefpunkt der Serie und zeigt auf erschreckende Weise, wie sich "Star Trek" verändert hat. Von den komplexen Episoden der glorreichen Tage ist nichts mehr übrig geblieben. "Im Schatten von P'Jem" ist von der Story her so dünn und so voraussehbar, dass man sich am Ende fragt, ob das alles gewesen sein kann. Mit "Im Schatten von P'Jem" sind "Enterprise" und "Star Trek" definitiv auf dem falschen Wege...

"Trip" und Reed wiederum finden sich ganz "Allein" auf einer Shuttlemission plötzlich von der "Enterprise" abgeschnitten wieder und müssen daraufhin feststellen, dass ihr Mutterschiff zerstört ist. Mit wenig Sauerstoff und so gut wie keiner Chance auf Rettung, müssen die beiden sehr gegensätzlichen Personen ihre Differenzen beiseite schieben, damit sie einen Weg aus dieser ausweglosen Situation finden können...

Eine auf der einen Seite gelungene Episode, die so noch nie in "Star Trek" zu sehen war. Auf der anderen Seite aber muss man wieder einmal feststellen, wie "Star Trek" veramerikanisiert und in seinem Niveau gesenkt wird. Die Gespräche über USA und Großbritannien sowie die pubertären Fantasien von T'Pol sind für einen "Star Trek"-Fan erschreckend. Hier bekommt er definitiv etwas neues serviert, doch ist das Neue ein Verrat an vieles, woran "Star Trek" steht - oder viel mehr stand. So betrachtet ist diese Episode nur mit Vorsicht zu genießen. Auch mit "Allein" befindet sich "Enterprise" auf dem falschen Wege...

In eine Situation anderer Art gerät T'Pol, als die Crew einige abtrünnige Vulkanier an Bord nimmt, die - anders als die anderen Vulkanier - begierig darauf sind, ihre Emotionen anzunehmen und auszuleben. Als einer der Gäste, der den gleichen Rang hat wie T'Pol, sie dazu verführen will, ihr Leben mit einer freieren Einstellung zu leben und mit ihr eine "Verschmelzung" der Gedanken vollzieht, steht T'Pol einem verwirrenden und faszinierenden Dilemma gegenüber...

Eine von der Story her wieder einmal sehr dünne und voraussehbare Story, wäre da nicht die mitreißende Schauspielqualität von Jolene Blalock alias T'Pol. Auch die stimmungsvolle Umsetzung ist überzeugend. Doch auch hier vermisst der Zuschauer etwas: Tiefe. Mit so dünnen Episoden wird die Serie letzten Endes mehr Zuschauer verjagen als gewinnen.

Nach T'Pol kommt auch Archer in eine verwirrende Lage. Bei der Erforschung eines unbekannten Planeten nämlich treffen die "Enterprise"-Crewmitglieder auf eine Gruppe von Aliens, die in ihrer Freizeit einheimische Kreaturen jagen. Während ihrer Erkundung wird Archer von Visionen von einer Frau in den Bann gezogen, die verzweifelt versucht, mit ihm zu kommunizieren. Das Notrufsignal der Frau setzt Archer in Kenntnis, dass sie und andere ihrer Art die Beute dieser Alien-Jäger sind. Ihrem Ruf folgend, stellt sich Archer auf die Seite gegen die Alien-Jäger und missachtet deren "Gesetze der Jagd"...

Ein weiterer Tiefpunkt ist diese Episode, die nicht nur frech von den frühen "Star Trek"-Episoden kopiert, sondern dadurch auch so unheimlich voraussehbar wird, dass der Zuschauer gelangweilt wegschaltet. Die Umsetzung ist zwar einmal mehr hervorragend, doch das Auge ist schon lange gesättigt, zurück bleibt der Verstand, den der Zuschauer bei "Enterprise" mittlerweile nicht mehr häufig einzusetzen braucht...

In dem darauf folgenden Abenteuer überlisten Ferengi-Piraten die gesamte Crew der "Enterprise", indem sie diese bewusstlos machen und beginnen, auf dem Schiff nach Beute zu suchen. Glücklicherweise befindet sich Tucker in der Dekontamininierungs-Kammer, als die "Raumpiraten" an Bord des Schiffes gelangten und atmete somit nicht das betäubende Gas ein, die die Ferengis auf dem Schiff freisetzten. Er weckt Archer und T'Pol auf und die Drei entwickeln einen Plan, das Schiff zurückzubekommen...

Nach all den Tiefpunkten der letzten Wochen eine etwas bessere Episode. Doch auch sie kann nicht überzeugen. Zu voraussehbar ist die Story. Der Auftritt der Ferengis ist zwar an vielen Stellen sehr lustig gestaltet, doch wird der Zuschauer das Gefühl nicht los, dass auch hier mehr drin gewesen wäre. Wieder einmal verläuft die Story zu linear ab und wieder einmal kennt der Zuschauer den Ausgang spätestens nach den ersten zehn Minuten. Einziger Lichtblick: Porthos.

Zwar haben unsere Helden die "Enterprise" zurückbekommen. Doch ein zerstörtes Raumschiff auf einem unbekannten, einsamen Planeten ist der "NX-01"-Crew anfangs ein Geheimnis. Es scheint sich um ein "Schiff der Geister" zu handeln, denn anders sind die gespensterhaften Gestalten nicht zu erklären, die die Crew bei ihrer Erkundung des Schiffs verfolgen. Das Geheimnis lüftet sich, als die Crew auf dem Raumschiff auf eine Alien-Rasse trifft, die trotz großer Schwierigkeiten überlebt hat. "Trip" hilft ihr, ihr heruntergekommenes Schiff zu reparieren und bekommt dabei Hilfe von Liana, einer attraktiven Alien-Frau, die Gefühle für ihn entwickelt...

Ähnlich wie bei "Rogue Planet" wird auch hier viel kopiert, aber nichts erreicht, geschweige denn übertroffen. Herausgekommen ist eine weitere voraussehbare und dünne Episode, die mehr langweilt als gruselt. Wenn es so mit "Enterprise" weitergeht, fragt man sich wirklich, wie viele Zuschauer am Ende noch dran bleiben werden. Vor allem "Star Trek"-untypisch kitschig wirkt die Romanze zwischen "Trip" und Liana. Insgesamt eine Episode, die man nicht gesehen haben muss.

Liebe bekommen Archer und Mayweather ganz und gar nicht, als sie eine "Militärzone" betreten und inhaftiert werden. Sie finden sich nämlich "In sicherem Gewahrsam" in einem Internierungslager vor, welches von der Alien-Rasse Tandaraner kontrolliert wird, die sich im Krieg mit den Sulibans befindet. Während frühere Begegnungen zwischen der "Enterprise"-Crew und den Sulibans katastrophal verlaufen waren, erkennen Archer und Mayweather, dass sie eine Zelle mit einigen Suliban-Gefangenen teilen, von denen sie glauben, dass sie zu Unrecht gefangen gehalten werden...

Archer wird zum vierten Mal gefangen, aber diesmal kommt endlich wieder eine komplexere Episode auf den Zuschauer, die auch noch sehr gutes "Star Trek" verkörpert. Die Dialoge zwischen Mayweather und einem Suliban-Gefangenen sind herausragend und vermitteln sehr gut, wenn auch etwas zu offenkundig, die Botschaft, dass Vorurteile gefährlich sind und zu nichts führen. Endlich befindet sich die "NX-01" wieder auf dem richtigen Kurs.

Gefangen werden auch einige Crew-Mitglieder, darunter wieder einmal Archer und "Trip", in "Vox Sola", als eine merkwürdige, symbiotische Alien-Kreatur an Bord kommt. Denn sie hüllt ihre Gefangenen in Kokons in ihr Netz und geht eine Symbiose mit ihren Körpern ein. Da sich die gefangenen Crewmitglieder in Gefahr befinden, sieht Hoshi, unter dem Kommando von T'Pol, ihrer bisher größten Herausforderung entgegen: Sie muss einen Weg finden, mit der fremden Lebensform zu kommunizieren und sie auf ihren Heimatplaneten zu bringen...

Eine weitere gelungene Episode, die sehr gut das Potenzial der Serie herausstellt. Der Kommunikationsversuch von Hoshi mit der Kreatur ist fesselnd und der Verlauf dorthin mit großartigen Charaktermomenten dargestellt. Die Hoshi/T'Pol-Szenen gehören zu den besten Charaktermomenten der Serie und werden großartig gespielt. Die Story ist spannend gestaltet und dank der sehr guten Regie von Roxann Dawson (spielte B'Elanna Torres in "Raumschiff Voyager") kommt die Kreatur glaubwürdig und bedrohlich herüber. Nebenbei bemerkt: Archer wird zum fünften Mal gefangen genommen...

Zurück zu ihrem Heimatplaneten muss auch eine vulkanische Botschafterin gebracht werden, die wegen geheimen, kriminellen Fehlverhaltens beschuldigt wird. Als das Schiff jedoch ihretwegen von einer korrupten außerirdischen Rasse angegriffen wird, verteidigt T'Pol die Botschafterin, ihre "Gefallene Heldin", und bittet - zum ersten Mal - Archer um Hilfe. Währenddessen wird durch die Angriffe des feindlichen Schiffes das Leben der Crew gefährdet...

Nach den beiden Höhepunkten kommt wieder eine etwas durchschnittlichere Episode, die wieder einmal alle Probleme von "Enterprise" aufzählt: Schlechte Idee, dünne Story und Voraussehbarkeit. Lediglich einige guten Charaktermomente wie die mit T'Pol und Archer retten diese langweilige Episode vor dem Absturz.

Das Leben von Archer und "Trip" wird wieder gefährdet, als diese auf einem wüstenähnlichen Planeten von einem außerirdischen Führer eingeladen werden, nachdem sie geholfen haben, dessen Schiff zu reparieren. Nach einiger Zeit finden sie jedoch heraus, dass er ein Terrorist ist und dass sie unter falschen Versprechen auf den Planeten gelockt wurden. Währenddessen hat T'Pol das Kommando und steht einer harten Situation gegenüber, da sie Archer und "Trip" nicht in der Wüste lokalisieren kann. Diese befinden sich zwischenzeitlich auf einer Flucht "Durch die Wüste".

Achja, Archer wird zum sechsten Mal gefangen genommen und auch dieses Mal ist die Story langweilig und voraussehbar. "Enterprise" sollte dringend an diesem Problem arbeiten, denn der Rest stimmt wie immer: Auch in "Durch die Wüste" bekommt der Zuschauer großartige Bilder zu sehen und man merkt die Produktionsmühe an. Aus der Idee hätte soviel werden können, hätten die Macher nur mehr gewagt. Leider ist aber daraus eine weitere Archer-wird-gefangen-Episode geworden, die zwar im Gegensatz zu "Im Schatten von P'Jem" eine Aussage besitzt, aber der Zuschauer diese nicht mitbekommt, weil er, gelangweilt, längst weggeschaltet hat.

Flüchten muss die Crew bei ihrem folgenden Abenteuer nicht, sondern macht "Zwei Tage auf Risa" Landurlaub. Archer hat eine merkwürdige Begegnung mit einer außerirdischen Frau, Hoshi hat ein überraschendes romantisches Rendezvous, Mayweather hat einen Bergkletterunfall und "Trip" und Reed werden in eine Schlägerei als unbeabsichtigte Opfer eines Überfalls verwickelt. In der Zwischenzeit bleibt Phlox gemeinsam mit T'Pol an Bord der "Enterprise", da er seinen jährlichen 48-stündigen Winterschlaf halten will...

Die letzte reguläre Episode ist dann wieder etwas besser. Risa ist prima und einladend ins Bild gesetzt und die Story diesmal komplexer und unvoraussehbarer. Besonders Hoshis Drang nach Kommunikation und Erlernen neuer Sprachen ist fesselnd und großartig gespielt. Durch Archers Handlung bekommt die Episode auch noch eine überraschende Wendung und baut Bezug zu früheren Episoden auf, weshalb die Episode einen harmonischen Eindruck hinterlässt und die in der zweiten Hälfte misslungene erste Staffel gut abrundet.

Schlafen kann die "Enterprise"-Crew nicht, als sie für die Zerstörung eines Planeten verantwortlich gemacht wird, den sie erforscht. Dabei zündet das Erkundungsschuttle hochenergetische Partikel der Atmosphäre und durch "Die Schockwelle" anschließend werden alle Bewohner getötet. Nach diesem Desaster wird die "Enterprise" zurück zur Erde beordert und es droht das vorzeitige Aus für die Mission. Auf dem Heimweg erhält Archer Besuch von dem ehemaligen Crew-Mitglied Daniels, der durch die Zeit gereist ist, um ihn zu warnen, dass die Suliban versuchen, die Mission der "Enterprise" zu sabotieren. Die beiden reisen durch die Zeit, um die Pläne der Suliban zu durchkreuzen...

Das packende Staffelfinale entschädigt für vieles. Hier bekommt der Zuschauer eine spannende und völlig undurchsichtige Story serviert, die das erste Jahr der Serie gut zusammenfasst und mit mitreißenden Charaktermomenten aufwarten kann. Besonders die Handlung um den Kalten Temporalen Krieg ist fesselnd und Daniels Rückkehr überraschend. Man sieht, wie die Crew zusammengewachsen ist und fiebert mit, als die Mission dieser beendet werden soll. Die Abschiedsstimmung wird sehr gut eingefangen. Das Ende der Episode ist dramatisch und macht gehörig Appetit auf die Auflösung in der zweiten Staffel. Hoffen wir, dass die Serie sich besser entwickeln wird und die Probleme der ersten Staffel weitesgehend vermeidet.

2. Staffel

Am 18.09.2002 startete die zweite Staffel von "Enterprise" – mit einem Quotendesaster sondergleichen. Nicht nur fielen die Quoten in der ersten Staffel bereits kontinuierlich, die zweite Staffel setzt da noch einen drauf: Zum ersten Mal in der Geschichte von "Star Trek" war ein Auftakt von den Quoten her schwächer als das vorangehende Staffelfinale. Und dieser Kurs setzt sich weiter fort. Mittlerweile sind die Einschaltquoten der Serie im Keller, zwar ist ein drittes Jahr garantiert, doch wie es um künftige Jahre bestellt ist, steht in den Sternen. Der Grund ist ganz einfach: die Qualität. Wie Sie einigen Episodenkritiken der ersten Staffel entnehmen können, ist die Serie nicht ohne Probleme – gelinde ausgedrückt. Die zweite Staffel bringt da leider keine große Besserung und so haben die Zuschauer längst das Interesse verloren.

Begonnen hat alles mit "Shockwave, Part 2", die die Ereignisse im ersten Teil fortsetzt.

In "Carbon Creek", einer Hommage an die "Raumschiff Voyager"-Episode "23 Uhr 59", erzählt T'Pol Archer und "Trip" eine Geschichte über ihre Urgroßmutter T'Mir und drei andere Vulkanier, die nach einem Crash in den 50er Jahren in einer kleinen Stadt in Pennsylvania den ersten Kontakt mit Menschen herstellten. T'Pols Geschichte schockt Archer und Tucker, da ihr Bericht sich zeitlich und inhaltlich sehr von dem, was in den Geschichtsbüchern steht, unterscheidet.

Die erste Begegnung mit den Romulanern findet in "Minefield" statt. Nachdem die Crew unwissentlich in ein Minenfeld im romulanischen Raum geraten ist, wird die "Enterprise" eingeschlossen, nachdem sie von einer nicht detonierten Mine getroffen wurde. Als Reed einen Weltraumspaziergang machen muss, um die Mine zu entschärfen, bleibt er versehentlich an der Außenhülle hängen. Archer muss nun entscheiden, ob er Reed retten will oder sich an die Anweisung der Romulaner halten soll, das Gebiet unverzüglich zu verlassen.

Nachdem der "Enterprise" schwer zugesetzt wurde, benötigt das Schiff in "Dead Stop" intensive Reparaturen und dockt deshalb an einer merkwürdigen, hoch modernen und automatisieren Weltraumstation an, die erstaunlich und verblüffend alles zurechtmacht - zu gut, um wahr zu sein? Während man auf die Fertigstellung der Reparaturarbeiten wartet, untersucht die Crew die unbemannte Station und entdeckt dessen einzigartige und schreckliche Energiequelle.

Ganz dem Titel der Episode, "A Night In Sickbay", gemäß, verbringt Archer mit Dr. Phlox eine ärgerliche Nacht in der Krankenstation, nachdem sich Porthos, Archers Hund, einen tödlichen Virus auf einem fremden Planeten eingefangen hat. Währenddessen glaubt die Crew, dass Archers starker Stress mit Porthos Krankheit zu tun hat, doch Dr. Phlox nimmt an, dass es mit Archers unterdrückter sexueller Anspannung zu tun hat und fordert ihn auf, mit T'Pol zu sprechen.

Als die "Enterprise" in "Marauders" Treibstoff braucht, entdeckt Archer eine desolate Minenkolonie, die von klingonischen Plünderen kontrolliert wird. Diese tyrannisieren die Kolonisten und horten den gesamten Treibstoff. Nachdem Archer dem Problem auf die Spur gekommen ist, zeigt die Crew den Kolonisten sich selbst zu verteidigen, um dies in einem großen Kampf gegen ihre Unterdrücker anweden zu können.

In "The Seventh" nimmt T'Pol Archer auf eine geheime Mission mit, als sie vom vulkanischen Oberkommando losgeschickt wird, einen Flüchtling zu fangen, der ihre Autoritäten für fast zwei Jahrzehnte missachtet hat. Währenddessen erzählt T'Pol Archer von einem dunklen und gewaltigen Gehemnis, dass sie bisher unterdrückt hat. "Trip", der Archer während seiner Abwesenheit an Bord der "Enterprise" vertritt, findet es bald sehr schwer, die Last zu ertragen, Captain zu sein.

In "The Communicator" lässt Reed versehentlich seinen Kommunikator auf einem fremden Prä-Warp-Planeten während eines Besuches liegen. Als er und Archer versuchen, das wichtige Stück Technologie zurückzuholen, werden sie von Soldaten gefangen genommen, die sie beschuldigen, Spione zu sein. Währenddessen nutzen "Trip" und Mayweather die verhüllte Technologie aus einer beschädigten Suliban-Schiffszelle, die sie während des früheren Versuchs, Archer und Reed vor der Gefangennahme zu retten, mitnehmen konnten.

In "Singularity" stellt die Crew an einem "normalen" Tag auf der "Enterprise" fest, dass ihre Routineaufgaben in uncharakteristische, starke Bessenheit über belanglose Dinge übergehen. Die Crew wird immer unberechenbarer und oft ist auch humorvolles Verhalten vorhanden: Archers Beschäftigung mit dem Schreiben eines Vorwortes für die Biografie seines Vaters; "Trip"s starke Bemühung, den Stuhl des Captains endlich richtig zu justieren; Hoshis Bessenheit mit dem Kochen; und Reeds Angelegenheit mit einem taktischen Alarm.

Nachdem Hoshi in "Vanishing Point" ihre ersten Erfahrungen mit dem Transporter gemacht hat, veranlassen die merkwürdige Vorkommnisse zu der Frage, ob sie immer noch die gleiche Person ist. Sie fühlt sich ängstlich und hilflos und bald meint sie, dass sie den Verstand verliere, oder ob der Transporter irgendwas an ihr verändert habe oder ob hinter all den komischen Geschehnissen, die plötzlich passieren, ein Außerirdischer steckt.

Als "Trip" in "Precious Cargo" eine exotische fremde Frau von ihren Kidnappern befreit, finden sich die beiden auf einer Flucht vor ihren Kidnappern und darüberhinaus in einem unverhofften, romantischen Abenteuer wieder. Archer hält einen der Kidnapper auf der "Enterprise" fest und erstellt mit T'Pols Hilfe ein System, um den widerwilligen Gefangenen dazu zu bewegen, ihnen bei der Lokalisation von "Trip" zu helfen.

Als ein tödlicher Neutronensturm auf die "Enterprise" zukommt und diese nicht mehr entkommen kann, muss die Crew Schutz in dem am besten geschützten Teil des Schiffes - die Wartungsschächte innerhalb der Warpgondeln, "The Catwalk" genannt - für mehrere Tage bleiben. Die Crew bietet außerdem noch einer Gruppe von Fremden Schutz, die sich völlig uneinig über sich selbst sind.

Kolumne

Auf unserer "Star Trek Voyager Center"-Website wurde 2002 eine interessante Kolumne veröffentlicht, die den Titel "Enterprise – die Vergewaltigung von Star Trek" trägt und die wir Ihnen natürlich nicht vorenthalten möchten:

Vor mehr als einem Jahr war eine neue "Star Trek"-Serie im US-Fernsehen gestartet und machte sich zum Ziel, "Star Trek" zu revolutionieren und die Franchise endlich aus seiner angeblichen Krise herauszuführen. Die Zwischenbilanz nach einem Jahr: katastrophal. Nicht nur hat es "Enterprise" geschafft, das Niveau von "Star Trek" erheblich zu senken, auch blamiert die Serie die einst äußerst angesehene Franchise mit erbärmlichen Einschaltquoten, welche auch in der zweiten Staffel weiter fallen und nicht nur den Keller erreicht haben, sondern bald auch schon das Grundwasser.

Dabei sah alles so vielversprechend aus. Das gesamte Konzept und die neuartige Produktion verspachen Scifi-Genuss der Extra-Klasse und endlich ein "Star Trek"-Ableger, der das Ansehen und vor allem die Quoten von "Das nächste Jahrhundert" wieder erreichen würde.

Doch bereits der Pilotfilm "Aufbruch ins Unbekannte" enttäuschte auf hohem Niveau. Auf der einen Seite war da die extrem hohe Produktionsqualität, auf der anderen aber die miserable Story. Schon im Pilotfilm erkannte man den mangelnden Anspruch und die Verwandlung von "Star Trek" in einen nichtssagenden Action/Sex-Quark, den man so nicht erwartet hätte. "Aufbruch ins Unbekannte" war dünn. Außer einer Klingonenverfolgung war nichts drin. Sicherlich deutete sich das Potenzial der Serie zwar an, schließlich ist der Weltraum hier etwas neuartiges und das Pionierhafte wurde ganz gut umgesetzt, weshalb man auf bessere Folgen hoffte, die aber irgendwie auf sich warten ließen.

Die Episoden von "Enterprise" sind so dünn und so nichtssagend, dass man sich fragt, was alles passiert wäre, wäre "Raumschiff Voyager" mit solch einer Episode dahergekommen. Man fragt sich, was bei "Enterprise" denn so toll ist, warum die Fans die Serie über alle Grenzen loben, obwohl sie im Kern, sprich die Erzählweise, doch (wenn auch beschnittene) "Raumschiff Voyager" ist. Nach langem Suchen ist schließlich der Übeltäter gefunden: Captain Jonathan Archer.

"Star Trek" war bis "Raumschiff Voyager" stets eine Männerdomäne gewesen. Viele Fans verehren Kirk und erkennen in ihm ein großes Vorbild. Mit Picard konnten sich diese Fans gerade noch so anfreunden - doch plötzlich eine Frau als Captain einer "Star Trek"-Serie? Nein, das geht wohl zu weit und so entwickelte sich eine ganze Bande sogenannter "Voyager-Basher", die sich zum Ziel gemacht hat, die Serie in den Tod zu kritisieren, was ihnen Gott sei Dank nicht gelungen ist. Dass die Serie dennoch eine feste Fanbasis hat, die sich nicht auf das Niveau der "Voyager-Basher" hinabbewegt und daher eher zurückgezogen die Serie in aller Ruhe genießt, zeigt sich nicht zuletzt daran, mit welch einem Enthusiasmus die Fans mit Projekten wie "Virtuelle 8. Staffel" die Serie fortsetzen, wie "Raumschiff Voyager" ähnlich wie "Das nächste Jahrhundert" auch mit der x-ten Wiederholung solide Quoten einfahren kann und - um ein wenig Selbstlob zu betreiben - es zeigt sich am Erfolg dieser Website, die ja eine "Voyager"-Seite ist.

Sicher ist "Raumschiff Voyager" nicht über alle Zweifel erhaben, doch die Serie ist nicht nur eine der originellsten und besten Sciencefiction-Serien der letzten Jahre (man denke gerne zurück an Episoden wie "Herkunft aus der Ferne", "Chaoticas Braut", "Kontrapunkt", "Dreißig Tage", "Temporale Paradoxie", "Equinox", "Die Muse", "Kritische Versorgung"...), auch kann sie mit durch und durch sympathischen Charakteren aufwarten und kann mit Kultcharakteren wie Seven oder dem Doktor glänzen. Doch wie sieht es bei "Enterprise" aus? Die einzige Episode, die wirklich ausnahmsweise einmal "Star Trek"-Niveau besitzt, ist "Lieber Doktor" - der Rest ist Müll. Dabei ist vieles von "Enterprise" direkt "Raumschiff Voyager" entnommen. Nicht nur die Erzählweise, sondern ganze Episoden-Konzepte wie das von "Terra Nova" (von "Friendship One") - Captain Janeway lässt grüßen. Wer also sagt, die Stories von "Enterprise" seien besser als die der "Voyager", obwohl die meisten "Enterprise"-Stories wie bereits erwähnt reduzierte "Voyager"-Stories sind, der kann "Raumschiff Voyager" gar nicht kennen.

Selbst ein Blinder würde den Unterschied zwischen einer "Enterprise"-Episode wie "Im Schatten von P'Jem" und einer schlechten "Raumschiff Voyager"-Episode wie "Nemesis" erkennen. Letztere ist dennoch um einiges komplexer aufgebaut und verfügt sogar über ein überraschendes Ende. Wie kann man "Enterprise" mehr als "Raumschiff Voyager" loben, wenn eine durchschnittliche "Enterprise"-Folge deutlich anspruchsloser, gradliniger und voraussehbarer ist als eine schlechte Episode von "Raumschiff Voyager"? Die bisherigen meisten "Enterprise"-Episoden - vor allem die mit Captain Archer - handeln von irgendwelchen Geiselnahmen - sehr interessant. Nun könnte man entgegnen, "Raumschiff Voyager" kam mit "Weltraumphänomen der Woche" an. Doch ein Weltraumphänomen der Woche ist um einiges abwechslungsreicher, unvoraussehbarer und nicht zuletzt mehr Sciencefiction als eine immer nach demselben Schema gestrickte Geiselnahme von Captain Archer.

Wer diesen schwächsten aller "Star Trek"-Captains - von Scott Bakula mit einem übertriebenen und gekünstelten Temparament auch noch in den Ruin gespielt - verehrt, muss schon sexuelle Beweggründe haben - entweder als Frau es nötig zu haben oder als Mann schwul zu sein - wobei letzteres natürlich keine Schande ist. Aber dann hat man einfach nicht begriffen, worum es in "Star Trek" geht: um Weitsichtigkeit und Toleranz. Strahlt das Captain Archer aus? Nein! Ein ganz klares Nein.

"Enterprise" gibt endgültig die Bestätigung, dass viele "Star Trek"-Fans Chauvinisten sind oder dass die Franchise Frauen/Männer als Zuschauer hat, die es wirklich nötig haben, Captain Archer, "Trip" oder T'Pol bei der Dekontaminierung zuzuschauen. Wie kann man einen menschlichen Idioten wie Archer, der sehr amerikanisch und militärisch herüberkommt, sprich die fremden Werte ignoriert, über Captain Janeway stellen, die sicherlich fragwürdige Entscheidungen getroffen hat, aber bestimmt keine davon, die andere Kulturen völlig ignoriert oder die in ihrer Person so ignorant und grob ohne einen Zug von Weisheit daherkommt wie Archer.

Nun könnte man entgegnen, "Enterprise" arbeite ja auf die uns bekannten "Star Trek"-Ideale hin - eine beliebte Ausrede, aber man sollte bedenken, dass man, um auf das jetzige "Star Trek" hinzuarbeiten, nicht auf komplexe und provokante Stories verzichten muss, dass man, wenn man pubertären Gesprächen - wie sie "Trip" oder Malcolm führen - nicht abgeneigt ist, diese auch in der Hinarbeitung nicht gänzlich ablegt und dass man auf gar keinen Fall solch einen Patriotismus und Militarimus braucht - was sagt das über die Welt im 22. Jahrhundert aus und wie kann man das jemals entschärfen, ohne das Serienkonzept völlig umzukrempeln? Nun könnte man wieder entgegnen, dass das eben der Realismus in "Enterprise" ist - mehr gegenwartsbezogen. Doch wenn ich "Star Trek" sehe, erwarte ich weisere Menschen, ich erwarte Menschen, die toleranter und weitsichtiger sind - denn Durchschnitts-Realos habe ich in anderen Serien genug. Und überhaupt - was hat dieser Realismus für einen Vorteil? Senkt das nicht vielmehr das Niveau der Serie und macht "Star Trek" zu etwas Durchschnittlichem?

Nun sagen viele, "Enterprise" versuche lediglich neue Elemente ins "Star Trek"-Universum zu bringen und dieses zu revolutionieren, wie es ursprünglich auch von den Autoren beabsichtigt war. Doch muss man, um frischen Wind in eine Sache zu bringen, gleich alles ablehnen, was diese auszeichnet? Nehmen wir "Baywatch" als Beispiel. Nun könnte ein Produzent kommen und sagen, wir wollen frischen Wind ins "Baywatch"-Universum bringen, indem alle nun völlig bekleidet über den Strand laufen und diplomatisch werden. Doch bringt dies wirklich frischen Wind? Bedeutet dies nicht viel mehr den Tod? Die Zuschauer sehen "Star Trek", weil sie sich an einer sehr realistischen und optimistischen Zukunftsvision erfreuen wollen, sie schauen sich "Star Trek" an, um auf einem hohen Niveau durch provokante Geschichten unterhalten zu werden. Die Zuschauer verbinden "Star Trek" mit einer besonderen Sache, die zum Nachdenken anregt - doch nun kommen die Produzenten daher und nehmen den Zuschauern genau dies weg, indem sie "Star Trek" in seinem Anspruch reduzieren, nur um mit der Aussage glänzen zu können, sie hätten etwas neues ins "Star Trek"-Universum gebracht - absurd.

Man bringt frischen Wind in eine Sache, indem man nicht alles ablehnt, was diese kennzeichnet, sondern indem man versucht, positive Elemente fortzuentwickeln und diese aus einer ggf. anderen Perspektive darzustellen. Doch wo bei "Enterprise" ist diese Perspektive? Dekontaminierung? Sex? Action? Nein, das kann es wirklich nicht sein. Was für "Enterprise" neu ist, ist im restlichen TV längst alter Hut und stellt nicht nur eine Ablehnung, sondern viel mehr eine Vergewaltigung aller Werte von "Star Trek" dar, indem all die positiven Merkmale nicht weggelassen, sondern ins Gegenteil konvertiert und damit ins Lächerliche gezogen werden (Anti-Amerikanismus in Pro-Amerikanismus, provokanter Inhalt in nichtssagende Action, Subtilitäten ins Offensichtliche...). Wo ist der frische Wind, wenn man das Niveau senkt? Wo ist der frische Wind, wenn man pubertäre "Erotik" in die Serie schmuggelt und wo ist der frische Wind, wenn des Öfteren auf die Story verzichtet wird, nur um ein bisschen mehr Action zeigen zu können? Nein, das verstehe ich wahrlich nicht unter frischen Wind in eine Sache bringen, sondern eher unter Reduzierung des betreffenden Gegenstandes. Nein, wo oder was ist der frische Wind, wenn dieser nicht wirklich die alte verbrauchte Luft erneuert? Denn die Luft kann nur erneuert werden, wenn bestimmte Elemente der verbrauchten Luft durch neue ersetzt werden - doch was, wenn verbrauchte Elemente durch verbrauchte ersetzt werden? Gar nichts. Die Luft bleibt verbraucht.

"Raumschiff Voyager" hatte frischen Wind ins "Star Trek"-Universum gebracht. Sie optimierte bestimmte Elemente wie die Erzählweise von "Das nächste Jahrhundert", indem die Episoden temporeicher wurden. Action wurde zwar hier mehr, doch versteckte sie sich stets sachte hinter der Story. Die Serie machte enorm große Fortschritte, was Atmosphäre einer Episode betrifft und versuchte, für jede Episode eine eigenständige Atmosphäre zu kreieren, die die Episode auszeichnet und die dafür sorgt, dass jede Episode ein Kunststück für sich allein ist - "Raumschiff Voyager" ist ein Meisterwerk unter den Einzelepisoden-Serien.

Die Serie entwickelte das Sciencefiction-Element aus "Das nächste Jahrhundert" weiter - sei es Schwarz-Weiß-Hommagen an die Sciencefiction-TV-Welt der 30er Jahre, Unterwasserwelten, Absturz auf einem Eisplaneten oder Raumrennen - das verstehe ich unter frischen Wind in eine Sache bringen, indem etwas altes weiter und mutiger fortentwickelt wird. "Star Trek" wurde durch "Raumschiff Voyager" vielfältiger und abwechslungsreicher - doch wie steht es mit "Enterprise"? Derselbe Stoff, immer und immer wieder durchgearbeitet. Die ständigen Konflikte in der Besatzung - nervtönend auf Dauer. "Enterprise" zeigt genau das, was alles bei "Raumschiff Voyager" hätte falsch laufen können. Gar nicht vorzustellen, wie es genervt hätte, hätten die Marquis und die Sternenflotten-Crew nicht zueinander gefunden. Konflikte sind ja schön, aber dann bitte schön wohl dosiert und nur passend zur Story und nicht derartig übertrieben, wie sie in "Enterprise" zu finden sind. Wie sollen andauernde Konflikte gut gehen? Entweder geht irgendwann die Substanz aus oder es wird unglaubwürdig. Wie soll sich der Zuschauer wohlfühlen und wöchentlich einschalten wollen, wenn andauernd gestritten wird? "Das nächste Jahrhundert" beging diesen Fehler nur einmal: mit der Einführung von Dr. Pulaski. Doch dort erkannten die Autoren dies und ließen Beverly Crusher in der dritten Staffel wiederzurückkehren, wodurch die Harmonie in der Gruppe wiederhergestellt wurde und es ohne Frage der Serie sehr gut tat. Bei "Raumschiff Voyager" entstand Gott sei Dank erst gar kein Konflikt, wodurch von Anfang an Harmonie herrschte, die nicht nur die Charaktere umso sympathischer machte, sondern auch die Serienatmosphäre unterstütze, ist dies schließlich ein Schiff, wo alle zusammenhalten müssen, um zu überleben. Das Gruppengefühl erfasste auch den Zuschauer und so war dieser gespannt, wie es seiner "Familie" ging und was sie Woche für Woche erwartete.

Irgendein "Voyager-Basher" schien dies nicht begriffen zu haben und äußerte irgendwann einmal die Kritik, "Voyager" fehle es an Konflikt. Und da viele "Star Trek"-Fans sowieso Mitläufer sind, sind sie fortan nun auch dieser Meinung - ohne darüber nachgedacht zu haben (warum auch - in irgendwelchen Foren stehen doch soviele Text-Passagen, die man für sich kopieren und zu seiner eigenen Meinung machen kann). Und überhaupt? Was meint er mit Konflikten? Meint er Konflikte untereinander oder Charakterdrama? Vom letzteren hat "Voyager" nun reichlich genug. Janeway, B'Elanna, Seven und natürlich der Doktor sind alle tragische Figuren, deren Innenleben alles andere als ausgeglichen ist und dieses daher Stoff für viele großartige Charakter-Episoden bot. Der Vorwurf, die Charaktere von "Raumschiff Voyager" wären eindimensional, ist ebenfalls eine Behauptung, die von einem "Voyager-Basher" zu Unrecht aufgestellt wurde und von vielen munter nachgeplappert wurde. Denn wären die Charaktere der "Voyager"-Crew wirklich eindimensional, wären Episoden wie "Der Zeitzeuge", "Die Arbeiterschaft" oder "Renaissancemensch" gar nicht möglich, handelt es sich hierbei doch um Episoden, in denen die Charaktere aus einer anderen Perspektive dargestellt werden. Wären die Charaktere eindimensional, wären all diese Episoden missraten - da sie ja eben mehrdimensionale Charaktere voraussetzen -, doch ganz im Gegenteil, sie sind alle Serienhighlights!

Doch bei "Enterprise" sehe ich nur Charaktere, die nicht gerade mit Intelligenz bestückt sind. Alberne Gelabere über irgendwelche Frauen, darüber, ob Amerika besser sei als Großbritannien oder sonstiges - hier sind die Charaktere wirklich flach. Episoden wie "Der Zeitzeuge" würden bei "Enterprise" jämmerlich scheitern. "Enterprise" ist zu allem Übel auch noch - wie bereits erwähnt - eine sehr amerikanische und patriotische Serie - dementsprechend auch eine sehr militärische Serie - man denke nur an den "Waffenoffizier" Malcolm Reed. Wer diese Elemente bei "Enterprise" mag, der bekommt entweder schon beim Abschuss eines Torpedos oder beim bloßen Anblick von Archer/T'Pol/"Trip" oder bei beiden Dingen einen Orgasmus.

Durch "Enterprise" ist "Star Trek" nichts besonderes mehr. Denn alles, was "Enterprise" hat, ist schon einmal dagewesen. Schlimmer aber ist, dass "Enterprise" den Namen "Star Trek" in den Dreck zieht und "Star Trek" nicht mehr für niveauvolles Fernsehen, sondern für alberne patriotische Kinderreien und Amerika-Zugeständnisse unter Scifi-Gewand versteckt steht - das alles auch noch mit einer Prise pubertärem Käse gewürzt - Produzent Brannon Braga, der mit Seven-Of-Nine-Schauspielerin Jeri Ryan liiert ist, scheint nur noch an diese zu denken und seine Triebe auf die Serie übertragen zu wollen. Ob die Produzenten erkannt haben, dass "Enterprise" den Ruf von "Star Trek" ruiniert und deshalb aus Respekt vor Gene Roddenberry "Star Trek" im Titel von "Enterprise" weggelassen haben? Wir wissen es nicht - aber das ist das einzige, was Rick Berman und Brannon Braga richtig gemacht haben.

Und seien wir ehrlich: "Enterprise" kommt doch deswegen nicht nach Deutschland, weil nicht irgendwelche Verhandlungs-Schwierigkeiten da sind, sondern weil die Serie einfach nicht dem deutschen Fernsehformat entspricht, zu amerikanisch und anspruchslos ist und hier nicht denselben Erfolg einbringen könnte wie die anderen "Star Trek"-Serien. Und eine amerikanische und militärische Serie zu einer anti-amerikanischen Zeit - das Risiko geht kein Sender ein. Ich würde jede "Enterprise"-Episode gegen ein weiteres Abenteuer von Captain Janeway plus Crew - egal wie schlecht dieses auch sein mag - sofort und ohne zu zögern eintauschen.

Es fragt sich, wielange "Enterprise" mit diesem Minimum an Inhalt in einer Episode noch laufen wird. Die Einschaltquoten sinken immer weiter und unter den gegebenen und erwähnten Umständen und um weitere Schande für die "Star Trek"-Franchise zu verhindern, wäre es wirklich das Beste, wenn die Serie sobald wie möglich eingestellt wird. "Enterprise" ist ein fehlgeschlagenes Experiment - eine Serie, die zu Beginn noch laut wiehernd auftrat, dann eher schwindsüchtig herumtaumelte und jetzt tödlich verletzt am Boden röchelt.

Letzten Endes scheitert die "Star Trek"-Franchise nicht nur an "Enterprise", sondern vor allem an den Fans. Man könnte einen Vergleich mit der Weimarer Republik ziehen. Damals war die Demokratie für die Menschen etwas neues. Die Menschen waren nicht bereit dafür und so entschieden diese sich in der Not und im Schatten der Weltwirtschaftskrise wieder für eine Regierungsform, in der nur ein Mann das Sagen hat. Leider Gottes wählten sie Hitler, der den Zweiten Weltkrieg initiierte und alle in den Ruin trieb. "Raumschiff Voyager" mit ihrem weiblichen Captain ist der Zeit ebenfalls voraus und obwohl mit einer hervorragenden Erzählform und originellen Stories konnten die Fans ihre Konservativität nicht überwinden - wo in der Weimarer Republik restauratives Denken herrschte und Kaiser-treue Bürger den alten Zustand wieder herbeisehnten, sehnen sich in der "Star Trek"-Franchise die bornierten Kirk-Verehrer die gute alte Zeit herbei, wo ein Mann die Kontrolle über ein Schiff hat und ignorieren alle guten und innovativen Elemente von "Raumschiff Voyager" - genau wie die damaligen Menschen die positiven Merkmale der Demokratie ignorierten. Das Ergebnis ist in beiden Fällen dasselbe: der Untergang, herbeigeführt vom Volk. Wo die Hitler-Diktatur nicht nur die Demokratie aber auch das ganze Volk zerstörte, erkennen die Fans immer mehr Mängel an "Enterprise" und sehnen sich nach der guten alten "Star Trek"-Zeit zurück - doch genau wie bei der Weimarer Republik ist es auch hier zu spät. Das Volk hat sich selbst verraten und in den Ruin gestürzt. Wie die Weimarer Repubrik an ihrem Volk scheiterte, scheitert "Star Trek" letzten Endes auch an ihren nicht immer weitsichtigen Fans.

Es ist wirklich nicht mein Ziel, diese junge "Star Trek"-Serie schon nach ihrer ersten Staffel zu zerreißen. Aber wenn bereits nach dieser ersten Staffel das mögliche Potenzial nicht nur durch inhaltliche, aber umso mehr durch ideologische Mängel kaputt geschlagen wird, sehe ich keinen anderen Ausweg. Und bleiben wir ehrlich: Erst durch "Enterprise" gibt es diese "Star Trek"-Krise. Eine Serie, die diese angebliche Krise beenden wollte, schafft letzten Endes sie herbei - eine für Amerika gemachte Serie, die inhaltlich an ihrem Amerikanismus und finanziell an ihrem Nihilismus scheitert.

Von "Enterprise" vergewaltigt, blutet "Star Trek" aus allen Öffnungen und schmerzt so sehr, dass die Franchise nicht mehr mit eigenen Kräften aufzustehen vermag. Was "Star Trek" jetzt braucht, ist eine ambulante Behandlung an der intimsten Stelle. All das, was "Star Trek" auszeichnet - ihre gesamte Ehre, Würde und Werte - wurde von "Enterprise" verraten. Gene Roddenberry würde sich nicht nur doppelt und dreifach im Grabe umdrehen, nein, er würde auferstehen, zu Rick Berman und Brannon Braga rennen und den beiden eine ordentliche Tracht Prügel verpassen.

Redakteur: Lin Xiang